Julia Zieschang:
Selfpublishing vs. Verlagsveröffentlichung
Vielleicht hast du dich auch schon mal gefragt, was die Unterschiede zwischen Selfpublishing und Veröffentlichung in einem Verlag sind. Da ich beides schon gemacht habe, möchte ich dir in dem heutigen Artikel die verschiedenen Vor- und Nachteile erläutern. Da sich beides ein wenig überschneidet, konzentriere ich mich etwas mehr auf den Selfpublishing-Teil und erkläre diesen anhand meines neuen Liebesromans Wee City Love: Books’n’Scones.
Selfpublishing
Bei meinem aktuellen Roman Books’n’Scones, habe ich mich für das Selfpublishing entschieden. Bei dieser Entscheidung spielen diverse Faktoren bei, doch der Hauptgrund war, dass ich vom Anfang bis zum Ende die komplette Kontrolle über den Veröffentlichungsprozess behalten wollte. Und damit kommen wir zu den Vorteilen.
Vorteile des Selfpublishings:
Titelwahl
Du allein entscheidest über den Titel deines Romans, aber Vorsicht: Prüfe vorher, ob dein Wunschtitel nicht vielleicht schon vergeben ist, denn bei der Titelwahl gilt, dass Titel unterscheidungskräftig sein müssen. Am besten prüfst du das im Verzeichnis lieferbarer Bücher (VLB). Mein Buch hat den schönen Reihentitel Wee City Love erhalten („wee“ ist das schottische Wort für winzig/klein und passt damit perfekt zum Setting) und als Untertitel Books’n’Scones, da dies der Name des Cafés meiner Protagonistin Emily ist.
Coverdesign
Du allein entscheidest, wie das Cover aussehen soll. Allerdings würde ich dir raten, wenn du keine Designerfahrung hast, dafür einen professionellen Coverdesigner zu beauftragen, denn das Cover ist das erste, was deine Leser zu sehen bekommen und es entscheidet darüber, ob sie es interessant genug finden, um den Klappentext lesen. Dementsprechend sollte es zur Zielgruppe passen.
Bei dem Cover von Wee City Love: Books’n’Scones habe ich mich für warme, helle Farben entschieden, die gleich deutlich machen, dass es sich um einen Liebesroman handelt und zwar um einen humorvollen, romantischen Liebesroman. Die Skyline zeigt Edinburgh, den Schauplatz in meinem Buch und dann ist noch eine Pärchensilhouette zu sehen, die natürlich meine Protagonisten Emily und Finn darstellen soll. Finn nennt Emily immer „Erdbeere“ und auch diesen Farbton findet man im Cover. Wenn du gerne mehr über die Protagonisten oder Schauplätze im Roman erfahren möchtest, dann ist dieser Artikel für dich interessant.
Außerdem habe ich dem Cover noch eine persönliche Note verliehen, indem ich dem aktuellen Trend nach handgeschriebenen Schriftarten gefolgt bin und meine sogar handgelettert habe. Natürlich musst du für ein gutes Coverdesign aber keine Handlettering-Skills aufweisen. Es gibt zahlreiche fertige Schriftarten, von denen du die auswählen kannst, die am besten zu deinem Cover passt.
Extra-Tipp: Achte darauf, dass dein Cover auch in schwarz-weiß und in Briefmarkengröße gut zur Geltung kommt. Denn E-Reader zeigen keine Farben an und auf den Übersichtsseiten, auf denen potentielle Leser stöbern, sind die Cover nur sehr klein abgebildet.
Wo kannst du einen Designer finden?
Du findest übrigens Designer für Cover unter anderem bei Fiver.com oder auf CreativeMarket.com. Und eine tolle Plattform ist auch 99designs.com. Du kannst auch einfach mal „premade Cover“ googlen, gerade im englischsprachigen Raum ist das Angebot sehr groß und auch für wenig Geld findet man ein besseres Design als man das als Laie selbst hinbekommt.
Eine neuere deutsche Seite ist designenlassen.de, eine deutsche Seite mit ähnlichem Konzept wie 99designs.com. Auf dieser Crowdsourcing-Plattform können Kunden ihre Design-Projekte ausschreiben und erhalten ebenfalls eine Vielzahl an Design-Vorschlägen von unterschiedlichen Kreativen. Schön, dass man dann auch den Auftrag in Deutschland vergeben kann, wobei ich persönlich (Julia) die Plattform noch nicht ausprobiert habe. Aber ich freue mich, wenn ihr mir Bescheid sagt, wenn es euch gefallen hat.
Klappentext
Du entscheidest über den Klappentext. Das ist vielleicht die schwierigste Aufgabe von allen und eine, die Verlage in der Regel wirklich gut beherrschen, doch im Selfpublishing musst du den Inhaltstext selbst schreiben und wir wissen ja alle, wie schwierig es für uns Autoren ist, sich kurz zu fassen. 😉 Der Klappentext sollte nicht zu viel verraten, möglichst knapp gehalten sein und natürlich neugierig auf das Buch machen. Er sollte auch deutlich machen, um welches Genre es geht, weitere Infos dazu hier.
Das hier ist der Klappentext für Books’n’Scones.
**Auf wie viel wärst du bereit zu verzichten, um mit der Liebe deines Lebens zusammen zu sein?**
Die 23-jährige Emily MacWilliam ist die Besitzerin des Cafés Books’n’Scones in Edinburgh. Als sie unfreiwillig bei einem Speeddating mitmacht, lernt sie den überaus attraktiven Finn kennen, der mit seiner liebenswerten Art ihr Herz höherschlagen lässt. Doch warum ist Finn seit Jahren Single und was verbirgt er vor Emily? Die beiden kommen sich langsam näher, wodurch die Eifersucht ihres Exfreundes angestachelt wird und die Situation sich zuspitzt, bis Emily Angst haben muss, ihr Café zu verlieren. Als Emily schließlich hinter Finns Geheimnis kommt, muss sie sich die Frage stellen, ob sie bereit ist eine Beziehung zu führen, die so ganz anders ist, als sie es sich erhofft hätte.
Ein außergewöhnlicher Roman über eine ganz besondere Liebe.
Und hat es funktioniert? Bist du neugierig geworden?
Falls du selbst einen Klappentext verfassen willst, findest du in diesem Artikel viele konkrete Tipps dazu: Der ultimative Klapptext.
Tantiemen
Außerdem sind die Tantiemen im Selfpublishing höher als bei einem Verlag, allerdings musst du auch erstmal deine Ausgaben wieder hereinholen, bevor du anfängst Gewinn zu machen. Aber wenn z.B. beim Verlag die Beteiligung bei einem Taschenbuch typischerweise um die 7% liegt, so liegt die Tantieme beim Selfpublishing bis zu 70%. Man muss also für den gleichen Verdienst, wesentlich weniger Bücher verkaufen.
Ein ganz großer Vorteil: Du brauchst nicht auf jemand anderen zu warten, der dich aussucht. Du nimmst dein Schicksal einfach selbst in die Hand!
Nachteile des Selfpublishings:
Kosten
Du allein trägst im Voraus die Kosten und damit auch das Risiko, diese nach der Veröffentlichung deines Romans nicht decken zu können. Kosten fallen nicht nur für den Coverdesigner an, sondern im Idealfall auch noch für Lektorat, Korrektorat und den Buchsatz.
Der größte Kostenpunkt ist dabei wahrscheinlich das Lektorat, weshalb oftmals darauf verzichtet wird, dabei ist ein Lektorat so wichtig. Es macht nicht nur dein Buch stilistisch besser, sondern der Lektor prüft auch den Inhalt auf Logikfehler. Dabei gilt: Dein Buch kann durch das Lektorat nur gewinnen und wenn du deinen Lesern den größtmöglichen Lesegenuss ermöglichen willst, dann sparst du nicht am Lektorat. Wie du einen Lektor finden kannst, erfährst du in diesem Artikel.
Für Books’n’Scones hatte ich nicht nur eine großartige Lektorin, sondern auch eine Korrektorin, die noch mal die letzten Tipp-, Komma- und Rechtschreibfehler ausgemerzt hat und glaub mir, das waren noch einige. Denn egal wie oft man ein Buch selbst Korrektur liest, man wird irgendwann betriebsblind und übersieht die Fehler einfach.
Damit kommen wir zum letzten Kostenpunkt: Den Buchsatz. Wenn du dich in die Thematik einliest, kannst du den auch selber vornehmen oder du beauftragst eben jemanden, der das für dich übernimmt, denn ein Buch muss richtig gesetzt sein, damit der Lesefluss nicht unterbrochen wird. Dabei müssen E-Book und Taschenbuch unterschiedlich gesetzt werden aufgrund der verschiedenen Endformate.
Wo kann ich einen Buchsatz erstellen lassen?
Auch hier findest du recht günstig Personen, die das für dich machen können z.B. über fiver.com, wenn du das nicht selbst machen möchtest. Ein sehr gutes und einfaches, aber nicht ganz günstiges Programm ist vellum. Aber wenn du über Amazon hochladen möchtest geht das auch mit einer Word Datei in einer gestellten Vorlage, es ist viel einfacher geworden in den letzten Jahren.
Zeit
Der Zeitaufwand ist natürlich deutlich größer als im Verlag, wo du dich grob gesagt nur auf das Schreiben deines Manuskriptes konzentrieren musst. Im Selfpublishing musst du dich hingegen ganz allein darum kümmern, die entsprechenden Leute zu beauftragen und alles termingerecht zu organisieren.
Verlagsveröffentlichung
Da der erste Teil ganz schön lang geworden ist, halte ich diesen etwas kürzer. Die meisten meiner Romane habe ich bei den beiden digitalen Labels des Carlsen Verlags herausgebracht. Vielleicht kennst du ja bereits meine Fantasy-Trilogie die Phönix-Saga oder meine Märchenadaption Königsblau?
Vorteile einer Verlagsveröffentlichung:
Keine Kosten
Ein entscheidender Vorteil ist, dass bei einer Verlagsveröffentlichung keine Kosten auf dich zukommen. Der Verlag zahlt für dich Lektorat, Korrektorat, Coverdesign und Buchsatz. Außerdem nimmt er dir die Arbeit ab, dich selbst nach den entsprechenden Leuten auf die Suche zu begeben, denn Verlage haben in der Regel ihre festen Lektoren, Korrektoren, etc. die sie dann für dich beauftragen.
Buchhandel
Je nachdem, ob es sich um einen Digitalverlag oder einen Printverlag handelt, liegt dein Buch nach der Veröffentlichung in den Buchläden aus, was wohl einer der größten Träume von uns Autoren ist. Wer möchte nicht in einen Buchladen gehen und dort auf dem Tisch sein eigenes Buch gedruckt entdecken?
Marketing
Verlage organisieren für dich diverse Veranstaltungen wie Lesungen oder eine Signierstunde auf der Buchmesse. Das ist eine tolle Erfahrung und etwas, das ich an Verlagen sehr zu schätzen weiß.
Kleine Ergänzung von xoJulia: Hier bei sollte man auf jeden Fall beachten: Verlag ist nicht gleich Verlag! Jeder kann einen Verlag gründen, was ich persönlich wunderbar finde. Aber das heißt natürlich, dass einige Verlage im Buchhandel kaum oder gar nicht präsentiert sind. Da findet man sein Buch eben genau nicht im Buchhandel wieder und trägt eigentlich nur die Nachteile einer Veröffentlichung im Verlag, wenn man nicht aufpasst.
Zudem gibt es Verlage, die nicht im Buchhandel präsent sind, aber trotzdem sehr viele Bücher verkaufen — online. Man sollte also auf jeden Fall abwägen, ob der Verlag einem diesem Wunsch im Buchhandel zu liegen, wenn es einem darum geht, auch erfüllen kann. Aber zum Thema Verlagssuche habe ich hier einen Artikel geschrieben mit den Kriterien, auf die du achten solltest.
Nachteile einer Verlagsveröffentlichung:
Weniger Mitspracherecht
Es gibt nun deutlich mehr Leute, die mitmischen möchten und das ist auch das gute Recht eines Verlags. Sie haben langjährige Erfahrung, was sich gut verkauft und was die Zielgruppe anspricht und anhand dessen werden Cover und Titel ausgewählt, sowie der Klappentext verfasst. Oft kann man als Autor mitreden und Änderungswünsche äußern, allerdings nur bis zu einem gewissen Grad. Der Verlag hat hierbei das letzte Wort.
Geringere Honorare
Die Prozentsätze pro Buch bzw. E-Book sind hier natürlich deutlich geringer als im Selfpublishing, da der Verlag ja auch etwas an deiner Veröffentlichung verdienen will und aus vielen Mitarbeitern besteht, die ebenfalls alle bezahlt werden wollen. Wie gesagt, 7% statt bis zu 70% sind völlig normal. Außerdem trägt er allein das Risiko, dass das Buch möglicherweise kein Verkaufsschlager wird und er auf den Kosten sitzen bleibt. Ein Verlag ist ein Unternehmen mit einer Gewinnerzielungsabsicht und als solches agiert er auch, weshalb ihm ein Prozentanteil am Erlös deiner Buchverkäufe zusteht.
Ein großer Nachteil ist natürlich auch: Man muss erst einmal einen Verlag finden! Das ist ja immer noch nicht so leicht, wenn auch durch Ebook-Label der Einstieg teilweise leichter geworden ist. Und sogar, wenn man einen Verlag gefunden hat, dauert es manchmal mehrer Jahre, bis das Buch dann auch erscheint. Auch wenn ein Verlag sich für dein Buch entscheidet, dauert es häufig zwei Jahre bis es erscheint. Da braucht man sehr viel Geduld.
Was ist im Selfpublishing, als auch beim Verlag gleich?
Manuskript
Das fertige Manuskript musst du natürlich in beiden Fällen abliefern und eine gute Geschichte ist der Kern des Ganzen. Deshalb dauert das Schreiben eines Romans auch so lange, denn eine spannende Handlung, authentische Charaktere und einen guten Schreibstil erschafft man nicht einfach über Nacht. Das ist das Ergebnis einer (jahre)langen Arbeit, bei der man stets hinzulernt und mit jedem geschriebenen Buch besser wird.
Marketing
Außerdem musst du dich in beiden Fällen selbst um das Marketing kümmern. Ein Verlag greift dir da zwar unter die Arme, indem er auf seinen eigenen Netzwerken Werbung für deinen Roman macht. Die meiste Arbeit, was das Aufbauen einer Fanbase angeht, bleibt aber in beiden Fällen an dir hängen. Schließlich soll das Ziel sein, den eigenen Autorennamen als Marke aufzubauen und das kannst nur du allein machen.
Ich zum Beispiel habe mich beim Social Media für eine Facebookseite und einen Instagram-Account entschieden. Da nimmst du dir am besten die Kanäle, die dir am meisten Spaß machen. Sollten das Twitter und YouTube sein, ist das auch super. Dann habe ich noch meine Website juliazieschang.de auf der ich auch einen Blog betreibe. Dort findest du weitere spannende Artikel wie z. B. diesen Post, in dem ich erläutere, wie es wirklich ist, selbstständig als Autorin zu sein. Außerdem gibt es auf meiner Website die Möglichkeit, sich für meinen Newsletter einzutragen, den ich einmal im Monat verschicke und durch den du auch Zugriff zu meinem Downloadbereich erhältst, indem viele tolle Extras, wie z. B. Leseproben und Handletterings, auf dich warten.
Du siehst, das Thema ist sehr umfangreich. Und egal, für welche Variante du dich entscheidest, in jedem Fall gehört eine Menge Arbeit dazu. Nun würde mich interessieren, was du bevorzugst: Selfpublishing oder Verlagsveröffentlichung? Behältst du lieber die volle Kontrolle über den gesamten Veröffentlichungsprozess? Oder bist du froh darüber, wenn ein Verlag dir das abnimmt?