9 Tipps, um ein Buch zu schreiben und zu veröffentlichen
1. Schreib ein gutes Buch
Du willst veröffentlichen? Du möchtest ein Buch schreiben? Schreib ein gutes Buch. Ha! Was war das denn bitte für ein Tipp? Ich meine es ernst. Schreibe so gut, wie du kannst. Beschäftige dich mit dem Schreiben. Lies Ratgeber darüber. Lies Bücher aus dem Genre, in dem du schreiben willst. Suche dir eine Schreibgruppe. Melde dich für meine kostenlose Videoserie mit drei Lektionen über das Schreiben an. Schreiben ist ein Handwerk mit Techniken, die du zu großen Teilen lernen kannst.
Du kannst dir nicht vorstellen, wie schlecht einige Manuskripte sind, die Verlage zugesandt bekommen. Sie sind nicht nur voller Rechtschreibfehler. Die Verfasser haben sich zum Teil nicht mit den Grundregeln von wörtlicher Rede, Dialogaufbau oder Erzählperspektive auseinandergesetzt. Aber um dies zu Beherrschen muss man kein Genie sein. Solche Dinge kann man einfach lernen. Auch ein Maler muss die Aquarelltechnik erst einmal lernen. Und ja, es gibt auch einen Handlungsaufbau, den man lernen kann.
Das bedeutet nicht, dass du später einen schematischen Hollywoodfilm schreiben musst. Du kannst wirklich machen, was du willst. Du kannst deine eigenen Regeln entwickeln. Aber wenn du nicht weißt, in welcher Erzähltradition du dich bewegst und was die Erwartungshaltung deines Lesers ist, dann wirst du ein schlechteres Buch schreiben.
Gleichzeitig: Lass dich nicht entmutigen. Hast du schon mal gedacht: Wie konnte dieses Buch einen Verlag finden? Es ist soooo schlecht! Nimm das als Ermutigung. Auf dem Buchmarkt ist Platz für viele Geschmäcker und für viele Bücher. Schreibe so gut, wie du kannst.
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2. Beschreibe deine Buchidee in einem Satz
Lerne deine Buchidee in wenigen Sätzen darzulegen. Das wirst du immer wieder tun müssen, wenn du es jemandem vorstellt. Das brauchst du in jedem Gespräch und im Anschreiben. Wenn du nicht beschreiben kannst, worum es in deinem Buch geht, dann liegt wahrscheinlich etwas im Argen. Und nur, wenn du selbst diesen Kern deines Buches begreifst, kannst du es meiner Meinung nach auch vernünftig schreiben. Dann verstehst du, das zugrundeliegende Thema, kannst vielleicht mit Variationen spielen undsoweiter. Es wird dir selbst einfach enorm weiterhelfen.
3. Roman oder Sachbuch
Deinen ersten Roman musst du fertig schreiben, bevor du ihn mit Anschreiben und Exposé anbieten kannst. Du musst dir zudem klar machen, wohin dein Buch gehört. Was ist das Genre? Wo wird mein Buch im Markt platziert. Später MUSS ein Verlag dein Buch platzieren, damit es in einem sehr vollen Markt überhaupt von den Lesern gefunden werden kann!
Du willst vielleicht anders sein als alle anderen, aber im Markt ist es letztlich ein großer Vorteil, wenn du so bist wie andere!
Denn dann weiß der Buchhändler sofort, wo er dich hinstellen kann. Und der Verlag weiß, wie er dich dem Buchhändler anbieten kann. „Unsere neue Kerstin Gier …“
Sachbücher werden nur anhand von einem Exposé und einem oder mehreren Beispielkapiteln verkauft. Hier spielt eher der Markt eine Rolle. In einem Exposé wird hier meist ausführlicher auf die Marktsituation eingegangen und warum das Buch wahrscheinlich eine gute Chance auf dem Markt hätte.
4. Recherchiere Verlage genau
Recherchiere die möglichen Verlage und Agenturen, die Bücher deiner Art veröffentlichen. Zur Verlagssuche habe ich ja auch einen Onlinekurs gemacht, den du hier abrufen kannst. Verlag und Agenturadressen findest du hier in meiner Ressourcenbibliothek. Und denke daran, dass es heutzutage sehr viele Wege gibt, um ein Buch zu veröffentlichen. Schau dir auch die Möglichkeiten an, ein Buch über Selfpublishing zu veröffentlichen. Quellen dazu findest du hier und hier. Aber kein Verlag und keine Agentur schaut sich Bücher an, die außerhalb der vertretenen Genre liegen. Das ist Zeitverschwendung für alle! Nein, ein Verlag macht keine neue Sparte auf, nur um dein Buch unterzubringen. Schau dir am besten meinen Artikel über Genre an. Es ist ein wirklich entscheidender Punkt bei deiner Verlagsbewerbung.
Deshalb, ich kann es nur nochmal wiederholen: Du solltest dein Buch nicht anbieten, indem du darstellst, warum es anders ist als alles je Dagewesene. Es ist natürlich anders, jedes Buch ist individuell. Aber bei der Vorstellung ist es günstiger, die Gemeinsamkeiten mit anderen, möglichst beliebten Genre darzustellen. Natürlich gibt es ernsthafte Literatur, im Verlagsjargon spricht man manchmal von Hochliteratur. Da sind die Regeln etwas anders und ich möchte sagen, zum Glück. Aber die meisten Bücher der Hochliteratur werden durch Literaturpreise finanziert, die Auflagen sind häufig eher klein – umso großartiger, wenn Autoren wie z.B. Jonathan Franzen oder früher John Irving diese ganze Einteilung in verschiedene „Wertigkeiten“ der Literatur aushebeln. Sie sind literarisch und populär. Großartig.
5. Absagen
Lerne mit Absagen umzugehen. Ich verspreche dir, dass du welche bekommen wirst. Vielleicht sogar sehr viele. Schau dir einmal an, wie viele und was für Absagen, ich bekommen habe und auch, was ich daraus gelernt habe. Verlage sind „auch nur Menschen“ mit unterschiedlichen Geschmäckern und Vorlieben. Ich habe unzählige Absagen im Leben bekommen. Ich habe Formabsagen bekommen und persönliche Absagen. Einige Absagen waren so wundervoll, dass ich sie behalten habe. Lektoren haben wenig Zeit, wenn dir jemand eine persönliche Absage schickst, ist das eine Ehre.
Verschicke keine Anfragen und warte auf eine Antwort. Ich verschicke Anfragen und vergesse sie. Wenn jemand antwortet, freue ich mich enorm! Du musst gerade am Anfang Geduld haben, weil nicht viele Projekte klappen. Das Verrückte ist, dass du dann, wenn plötzlich viele Projekte klappten, selbst absagen musst. Das ist auch nicht immer leicht. Aber nein, ich gebe zu: Es fühlt sich besser an. Aber es hat lange gedauert, bis ich an diesen Punkt gekommen bin.
6. Literaturagenturen
Jetzt habe ich eine tolle Literaturagentin. Ich hatte mal eine Literaturagentin, die mir gar nichts gebracht hat. Es wäre besser gewesen, keine zu haben. Die Agentin hat mich damals nur gebremst, obwohl sie bei einer „großen“ Agentur war.
Es geht hier nicht darum, eine berühmte Agentur zu haben, sondern eine, die einen mag, dein Schreiben schätzt und mit Leidenschaft vertritt. Eine Literaturagentur garantiert noch nicht, dass dein Buch auch verkauft wird.
Aber einige große Verlage nehmen auch in Deutschland überhaupt keine Manuskripte mehr ohne Agentur an. Kleine allerdings schon, da kann eine Agentur sogar ein Hemmnis sein.
In meiner Downloadbibliothek findest du übrigens eine ganze Liste mit Literaturagenturen in Deutschland. Diese kannst du hier herunterladen.
7. Schreibgruppen und Netzwerk
Suche dir ein Netzwerk von Autoren, die ebenfalls ein Buch schreiben möchten. Das ist heute wirklich leicht. Falls du Facebook auch sonst nicht magst: Werde den Gruppen zuliebe Mitglied. Es lohnt sich, dort nach Autorengruppen zu suchen. Aus dem gleichen Grund lohnen sich die Buchmessen, die Frankfurter Buchmesse und die Leipziger Buchmesse gleichermaßen, die heute viele Veranstaltungen für Autoren und „angehende“ Autoren haben. Über die Unterschiede zwischen den beiden Messen habe ich übrigens ein Video gemacht, das du hier findest. Lerne andere Schriftsteller kennen! Dann kannst du dich austauschen. Es tut gut und hilft dir weiter, wenn du entscheiden musst, ob du einen Vertrag so unterschreiben kannst oder nicht.
8. Glaube niemandem
Recherchiere alle möglichen Ratschläge. Es gibt viele Arten ein Buch zu schreiben und zu veröffentlichen. Ich weiß noch, wie die Verlagswelt für mich wie ein hermetisches Gebäude war. Wie funktionierte es bloß? Besuche eine Buchmesse und sieh dir die Vielfalt der Verlage an. Ich habe auf der Leipziger Buchmesse ein Video darüber gemacht, was ich dort typischerweise tue. Dahinter stehen Menschen, einige sind dir sympathisch, andere nicht. Einige ticken völlig anders als du. Es gibt nicht einen Weg. Du musst deinen finden und die Menschen und Verlage finden, mit denen du auf einer Wellenlänge liegst.
9. Warum tust du das alles?
Schreiben ist kein einfacher Weg zum Erfolg und es ist auch nicht leicht, Geld damit zu verdienen. Aber ich könnte mir nicht vorstellen, nicht zu schreiben. Ich sehe keine Alternative. Vielleicht bin ich ein wenig masochistisch, ein wenig Einsiedler (Schreiben ist einsam! Und auch im Café bist du einsam, wenn auch weniger allein). Vielleicht schreibe ich nur für diese Glücksmomente, ein Buch geschrieben zu haben. Irgendwie ein wenig vom Leben festgehalten zu haben. Mich über meine Geschichte mit jemand anderem verbunden zu haben. Für mich ist es das wert.
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Sandra Ding
Hallo Julia! Ich habe schon von einigen Deiner Beiträge profitiert und lese immer fleißig Deine neuen Posts. Darf ich dich heute einmal etwas fragen? Ich habe schon desöfteren gelesen, dass man als reiner Romanautor (Unbekannt/Neuling) eher nur ein Taschengeld verdient. Verkauft sich ein Buch nach Jahren immer noch oder gibts da mal ein Aus? Ich frag mich bloß ob man mit dem Schreiben mehrer Bücher dann in Summe mehr verdient oder ob ein Buch nach drei Jahren keinen Absatz mehr bringt.
Ich Danke Dir vielmals für Deine Zeit!
LG Sandra
Julia Stein
Hallo liebe Sandra,
danke für die netten Worte. Also, das ist pauschal natürlich etwas schwierig zu beantworten, weil es immer Ausnahmen gibt. Normalerweise dauert es eine ganze Weile, bis du mit deinen Büchern ein Auskommen hast bzw. viele, viele Autoren machen das Schreiben immer nebenberuflich. Oder sie lektorieren noch oder haben noch andere „verwandte“ Jobs. Tatsächlich ist es so, dass es zwei Wege geben kann. Entweder du schaffst es, einen Erfolg zu landen und in dem Fall werden auch gerade deine sogenannten Backlist-Titel wieder mehr verkauft. Die Käufer haben dich gefunden. Daür muss dein Buch aber sehr erfolgreich sein und du schon eine Art „Marke“ haben. Aber insgesamt gibt es in den Läden normalerweise ein Platzproblem.
Das heißt, bei den vielen Neuerscheinungen fliegen ältere Titel aus dem Programm und sind im Laden auch nicht mehr vorrätig. Sie werden verramscht. Sachbücher und Ratgeber ohnehin (meine vor 10 Jahren geschriebenen sind nicht mehr erhältlich, zurecht). Aber auch Romane werden „makuliert“, wie es heißt.
Aber durch das Selfpublishing besteht nun die Möglichkeit, dass du das Recht an deinen Büchern zurückbekommst und dann diese später selbst herausbringst (das machen Kollegen von mir!). Dazu musst du diese Bücher dann selbst vermarkten. Der Verlag wird dies nicht mehr tun. Ich hoffe, das kann dir etwas helfen. Insgesamt gab es vor einigen Ausgaben in der Federwelt einen guten Artikel über das Einkommen von Autoren, vielleicht schaust du mal auf der Webseite. Es gibt einige Autoren, die verdienen gut, aber man muss sagen, die meisten verdienen eher weniger. Es ist ein künstlerischer Beruf. Die Erwartungen sind durch J.K. Rowling Geschichten manchmal doch recht falsch.
Ich will dir nicht abraten, nur keine unrealistischen Erwartungen wecken. Liebe Grüße! Julia
Sandra Ding
Danke Julia für Deine sehr ausführliche Antwort!
Das war schon sehr hilfreich! Wie ich haben sicher viele zwar den Wunsch sich „selbstzuverwirklichen“, aber da gibt es auch die zahlreichen anderen Verpflichtungen gegenüber der Familie, der eigenen Firma, der Arbeit… Es ist kaum möglich hier einen Mittelweg zu finden, geschweige allen Verpflichtungen in vollem Umfang nachzukommen. Man wird sehen was ich schlussendlich mit diesem Wunsch mache… vielleicht bleibt es einfach ein Hirngespinst
Julia Stein
Sandra, die meisten fangen „nebenberuflich“ an. Und dann sieht man, wie es sich entwickelt. Ja, und natürlich ist das in der Tat anstrengend. Aber auch sehr schön .-)
Lucy Schnee
Es stimmt, dass es nicht den einen richtigen Weg gibt, ein Buch zu schreiben. Wie in allen Bereichen des Lebens wird es immer jemanden geben, dessen Geschmack etwas nicht entspricht. Darauf werde ich mich bei meinem Vorhaben, in der kommenden Zeit mit dem selbstständigen Schreiben zu beginnen, einstellen. Mein erstes Buch werde ich sodann ausdrucken lassen und mir von anderen Bücherfreunden ihr persönliches Feedback geben lassen.
Gesine Felsch
Liebe Julia, können Sie mir vielleicht helfen? Ich möchte ein Buch für meine Kinder und Nachkommen schreiben und nichts veröffentlichen. Ich bin 82 Jahre alt, meine Kinder und Enkel sind in der Welt verstreut und ich möchte ihnen noch etwas mitteilen, bevor es zu spät ist. Ich habe die Nachkriegszeit miterlebt und ich weiß, daß es einige interessiert, aber die Zeit, wenn wir uns treffen ist dann immer zu kurz. Ich habe bereits 20 Din-A-4-Seiten beschrieben, die ich gern binden lassen möchte aber am wen wende ich mich nun?
Für Ihre Hilfe danke ich Ihnen im voraus.
Mit freundlichen Grüßen