In diesem Artikel beantworte ich folgende Fragen: Was macht ein Lektor eigentlich? Was ist der Unterschied zwischen Korrektorat und Lektorat? Was kostet ein Lektor? Wie finde ich einen guten Lektor? Denn niemand will ja nur irgendeinen. Und ich gebe dir einen Eindruck der Preise, die auf dich zukommen.
Es geht in diesem Artikel allerdings nicht um die Arbeit des Lektors im Verlag. Im Verlag kommen zu der Aufgabe des Lektorierens noch viele andere Tätigkeiten hinzu, etwa die Suche nach neuen Manuskripten, die Programmgestaltung und vieles mehr. Hier geht es um die Suche nach einer Lektorin von Autoren, die entweder vorhaben, ihr Manuskript einem Verlag anzubieten und es verbessern wollen oder die ihr Buch selbst herausbringen möchten.
Was ist ein Korrektorat?
Ich beginne mit dem Korrektorat, auch wenn dies nach dem Lektorat durchgeführt wird. Aber häufig denken Autoren, dass ein Lektorat automatisch ein Korrektorat enthält, was jedoch nicht unbedingt der Fall ist. Das Korrektorat ist sozusagen der letzte Schritt vor der Veröffentlichung. Es bezieht auf das klassisches Korrekturlesen. Hier wird vor allem Folgendes überprüft:
- Grammatik
- Rechtschreibung
- Zeichensetzung
- Wortwahl
- Ausdrucksfehler
Es geht beim Korrektorat darum, echte Fehler aus dem Text zu entfernen, ohne den Text wirklich zu verändern. Hierbei werden zum Beispiel auch die formalen Vorgaben für Literaturangaben überprüft. Früher kamen hier die klassischen Korrekturzeichen zum Zuge, allerdings hat sich heute die Korrektur am Bildschirm durchgesetzt. Diese geschieht meist mittels der Kommentar-Funktion und des Überarbeiten-Modus in Word. So werden Änderungen am Bildschirm angezeigt und können dann später vom Autor angenommen oder abgelehnt werden. Kleinere Fehler werden meist „schweigend“ korrigiert. Auch das kann man individuell absprechen.
Was ist ein Lektorat?
Das Lektorat findet vor dem Korrektorat statt. Es gibt aber auch, das muss man absprechen, Lektorate, die ein Korrektorat beinhalten.
Das Lektorat geht viel weiter als das Korrektorat. Man kann zwischen einem inhaltlichen und einem stilistischen Lektorat unterscheiden. Ein Lektorat findet teilweise schon auf einer Metaebene statt, bevor der Text überhaupt geschrieben ist. Ich bespreche meine Exposé schließlich schon mit meinem Lektor, bevor mein Roman geschrieben ist. Dann wird in diesem Stadium schon der ein- oder andere Handlungsstrang geändert. Das funktioniert natürlich nur, wenn man sich gut versteht und die Meinung des anderen schätzt. Aber hier wird schon klar, dass ein Lektorat immer vor dem Korrektorat stattfindet, weil teilweise ganz massiv in den Text einegriffen werden kann. Ist der Text aber schon vollständig korrigiert, muss man sich die Mühe noch einmal machen.
Inhaltliches und strukturelles Lektorat
Das inhaltliche Lektorat berücksichtigt folgende Aspekte:
Bei Sachbüchern
- Aufbau
- Sachliche und logische Gliederung
- Kapitelunterteilungen
- Kapitelaufbau
- Themenverarbeitung
Bei Romanen
- Plotaufbau
- Handlungslogik
- Figurenentwicklung
- Spannungsbögen
- Erzählperspektive und Perspektivfehler
Lektorat von Stil und Ausdruck
Hier geht das Lektorat weiter als das Korrektorat, wobei es einige Überschneidungen geben kann. Das ist je nach Herangehensweise des Lektors und individueller Absprache unterschiedlich. Berücksichtigte Aspekte sind zum Beispiel:
- Wortregister (also z.B. Ton und Wortwahl)
- Wortwiederholungen (auch im Korrektorat)
- Unverständlichkeiten
- Missverständlichkeiten
- (merkwürdige) Vergleiche
- Satzbau
- klischeehafte Sprache
- Korrekte Sprache und angemessene Bezeichnungen
Wie finde ich eine Lektorin?
Falls du einen Lektor suchst, gibt es einige große Verzeichnisse von Lektoren online, die ich unten nenne. Ich würde aber als allererstes Bekannte fragen oder in die großen Schreibforen gehen z.B. bei der Autorenwelt, schau dir die Liste in meinem Artikel hier an. Dort sind noch einige andere genannt.
Fragt also Freunde oder schaut in den Foren und fragt, mit wem andere gute Erfahrungen gemacht haben. Das heißt nicht, dass du mit den gleichen Lektoren auskommt, aber die Chancen steigen. Ich weiß, anfangs kennt man vielleicht noch gar keine Kollegen. Deshalb würde ich wie gesagt immer empfehlen, sich frühzeitig Schreibgruppen zu suchen, um Gleichgesinnte zu finden, mit denen man sich auch zu diesen Themen austauschen kann.
Nichtsdestotrotz. Hier sind noch einige umfangreiche Lektoratslisten zum Stöbern. Man bekommt ja schon online einen Eindruck. Du kannst dir anschauen, welche Webseite dich anspricht. Du würdest ohnehin mit jedem neuen Lektor erst einmal wenige Testseiten besprechen. Dann sieht man sehr schnell, ob es passt oder nicht!
Lektoren online und Empfehlungen
Eine ganz ausführliche Liste findest du auf lektorat.de
Genauso empfehlenswert ist natürlich auch die Liste vom Verband freier Lektoren.
Einen tollen Eindruck haben auch die folgenden Lektoren auf mich gemacht, die zum Teil bei der letzten Autorenrunde dabei waren. Ich kenne Autoren, die mit ihren Lektoraten sehr zufrieden sind.
- Marieke Kühne von https://www.textzucker.at (sie ist auch super bei Plot-Problemen, habe ich schon ausprobiert)
- Janika Mielke auf https://lektorat-nordgewandt.de (tolle Lektorin mit viel Sprachgefühl für Stil und Plot)
- Sabrina Cremer von textwerkstatt (mit ihr habe ich schon über Plot gearbeitet)
- Anke Gasch bei frohes-schreiben.de (Mit Anke habe ich bei der Federwelt zusammengearbeitet, sie ist soooo genau und pingelig, toll im Textlektorat und voller Leidenschaft und Energie.)
- Melanie Naumann auf storyanalyse.de (Sie hat für mich ein strukturelles Lektorat nach der Story Grid-Methode gemacht – ich war wirklich begeistert von ihrem hilfreichen Feedback)
- Serena Avanlea von https://www.herzensbuecher-schreiben.de Serena bietet auch Unterstützung beim Exposé schreiben und vielem anderen.
- Susanne Pavlovic von textehexe.com (super kompetent und erfahren, bietet auch Lektorenausbildung an)
- Lisa Kuppler von krimilektorat.de
- Ingrid Haag auf ingrid-haag.de
- Susanne Zeyse auf lektorat-zeyse.de
Preise
Die Preise für ein professionelles Lektorat können gelegentlich einschüchternd sein. Denkt daran, dass ein gutes Lektorat wirklich viel Arbeit ist und auch ziemlich zeitaufwendig. Seitenpreise liegen in etwa zwischen 5 und 7 €, Stundenpreise zwischen 40 und 79 €.
Ich weiß, das ist viel. Und vielleicht ist das am Anfang noch nicht drin. Aber sobald es irgendwie geht, ist ein Lektorat wirklich eine sinnvolle Investition und du wirst viel dabei lernen.
Die Texthexe hat übrigens einen wunderbaren Artikel über das Selbstlektorieren geschrieben, den ich nur weiterempfehlen kann. Den Artikel kannst du hier herunterladen.
Wie finde ich den richtigen Lektor? Muss ich alles machen, was er oder sie sagt?
Ich würde dir in jedem Fall raten, egal ob dein Lektor durch Empfehlung oder google kommt: besprecht ein paar Testseiten vorab. Die musst du wahrscheinlich zahlen, aber danach wisst ihr beide, worauf ihr euch einlasst.
Ein Lektorat ist etwas sehr Persönliches. Erwarte keinen Fan, der deinen Text nur lobt (das macht deine Mama!), sondern einen sachlichen Kritiker, der dir hilft, deinen Text zu verbessern. Und natürlich kannst du auch gelegentlich anderer Meinung sein. Aber meine Erfahrung zeigt: In 95% der Fälle hat der Vorschlag der Lektorin meinen Text verbessert. Nur in Ausnahmefällen lehne ich ab. Das liegt natürlich auch daran, dass ich das Glück hatte, mit tollen Lektoren zusammenzuarbeiten.
Nun wünsche ich dir viel Erfolg bei der Lektorensuche und hoffe, ich konnte dir mit meinem Artikel helfen! Du kannst gern deine Erfahrungen in die Kommentare schreiben.
Jennifer Fröhlich
Hallo liebe Julia,
ich habe da so einige Fragen, allgemein zum Thema schreiben.
1. Ist es erlaubt in seinem Buch echte Musiker zu benennenund Lieder von ihnen (ohne Zitate)? Und gilt genau das selbe auch für Filme? In meiner Geschichte soll meine Protagonisten ihrem gegenüber ihren Lieblingsfilm beschreiben und eben grob die Handlung wieder geben. Ist dies erlaubt?
2. Wie kann ich in einem Buch am besten verdeutlichen, wenn meine Protagonistin in ihrem Kopf selbst zu sich sagt „Reiß dich zusammen“, oder ähnliches. Also Gedankengänge die eine Aufforderung an sie selbst sind?
3. Wenn in meiner wörtlichen Rede jemand gesietzt wird, schreibe ich dies dann groß, so wie man es auch bei Anreden in Briefen und Co. macht?
4. Wie funktioniert das, wenn man sein Buch nicht unter seinem eigentlichen Namen rausbringen möchte, sondern ein Pseudonym verwenden will? Gibt es da irgendwelche Regeln zu?
Ich würde mich sehr über eine Antwort freuen. 🙂
Julia Stein
Hallo liebe Jennifer!
danke für deine Nachricht .-) Ich hoffe, ich kann dir ein wenig weiterhelfen …
1) Das ist, so wie du es beschreibst, überhaupt gar kein Problem und absolut erlaubt. Das Zitat von Ausschnitten ist komplexer und hier muss die Erlaubnis des Rechteinhabers eingeholt werden, weil man schnell in eine rechtliche Grauzone gelangt.
2) Ich nehme an, du meinst einen Text, der NICHT in der Ich-Perspektive geschrieben ist. Wenn du gerade tief im Kopf einer Person bist, würde dort einfach stehen „Sie musste sich zusammenreißen“. Es gibt ja Perspektiven, die „weiter außen“ ist, also eher wie eine Weitwinkel Einstellung im Film, oder eben eine tiefe Perspektive, wo wir weit in den Kopf einer Person hineinschauen. Die Übergänge sind wichtig und müssen bewußt gewählt werden, du musst sozusagen bewußt hineinzoomen und dann wieder herauszoomen.
3) Hierzu habe ich einen ganzen Artikel geschrieben, den du hier findest: https://xojulia.de/machst-du-es-richtig-gros-und-kleinschreibung-dudu-ihrihr-siesie-texten
4) Pseudonyme sind im Buchbereich gängig und erlaubt. Du musst nur bei Impressumspflicht darauf achten, dass trotzdem eine Anschrift vorhanden ist, die angegeben wird und funktionstüchtig ist.
So, ich hoffe, das hilft und wünsche dir einen wunderbaren Tag!