Warum du überlegen solltest, Hörbücher aufzunehmen
Ich habe schon länger darüber nachgedacht, Hörbücher herauszubringen, aber die Kosten, ein Hörbuch erstellen zu lassen sind hoch und in meinen Verlagsverträgen sind keine Hörbücher enthalten. Der Markt für Hörbücher und Podcasts explodiert. Noch vor wenigen Jahren, war es umständlich die Hörbücher zu laden, denn man musste erst einmal den iPod oder Stick mit dem Computer verbinden undsoweiter. Heute kann ich alles direkt auf mein Smartphone herunterladen. Natürlich explodiert der Markt! Ich habe recherchiert, wie ich selbst akzeptable Tonaufnahmen machen kann, herumprobiert und nun eine Hörprobe aufgenommen mit der wunderbaren Amelie Prahmann, deren Stimme, wie ich finde, wunderbar zu meinem Roman Liebe kann man nicht googeln passt. Hier ist die Hörprobe. Ich werde sicher noch weitere Hörbücher aufnehmen, jetzt, wo ich verstanden habe, wie es funktioniert. Du kannst ja auch wie ich erst einmal einige Kapitel einsprechen und das als kleines Goodie deinen Fans zur Verfügung stellen.
Ich habe zudem eine Checkliste für die technische Ausrüstung erstellt, auch eine Economy-Lösung zum 0€-Tarif. In einem absolut ruhigem Raum, z.B. deinem Kleiderschrank oder unter deiner Bettdecke (kein Scherz) kannst du auch so schon akzeptable Aufnahmen erstellen. Hier geht Download der Checkliste in meiner Ressourcen-Bibliothek.
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Wie kann ich selbst Hörbücher erstellen?
Ehrlicherweise spricht viel dagegen, selbst ein Hörbuch zu erstellen. Das Ergebnis wird immer unprofessioneller sein, als eine Aufnahme im Studio. ABER: eine professionelle Aufnahme kostet schnell mehrere Tausend Euro. Das lohnt sich für die meisten Autoren einfach nicht. Ich habe gerade testweise eine 40-minütige Hörprobe aufgenommen, home-made, aber mit einer tollen Sprecherin, die ich glücklicherweise persönlich kenne, Amélie Prahman, die auch als Synchronsprecherin arbeitet. Das Ergebnis könnt ihr hier anhören.
Da ich momentan Videokurse für Autoren aufnehme (ihr könnt euch hier für den kostenlosen über Kreatives Schreiben anmelden), habe ich in letzter Zeit viel selbst eingesprochen und ich denke, man kann ein akzeptables Ergebnis produzieren – auch ohne irgendwelche Ahnung zu haben. Aber hier noch einmal ein paar Möglichkeiten, ein Hörbuch erstellen zu lassen.
Hier kannst du deine Hörbücher erstellen lassen, falls du es nicht selbst machen möchtest
Es gibt verschiedene Anbieter für Hörbuchproduktionen. Bei Hörbuchproduktionen kostet es z.B. 8 Cent pro Wort. Sie haben eine schöne Sprechauswahl und machen auch eine Testaufnahme. Bei mir würde das allerdings schon ca. 4.400 Euro (bei den 55.000 Wörtern, die meine Romane mindestens haben, falls man sie ungekürzt aufnimmt). Etwas günstiger ist dieser Anbieter .
Günstiger und für mich interessant, ist das Angebot von deintonstudio. Dort kann man Aufnahmen erstellen und diese selbst einsprechen –im Profistudio. Drei Stunden kosten 149 Euro und 8 Stunden 289 Euro. Das sind denke ich schon realistischere Preise für kleinere Verlage und Selfpublisher, wenn man noch keine Vorstellung davon hat, wie häufig sich das Buch verkaufen wird. Das werde ich beim nächsten Mal ausprobieren!
Eine dritte Möglichkeit ist es, ein Hörbuch in Zusammenarbeit mit Sprechern professionell aufnehmen zu lassen und über ACX zu verkaufen (und damit über Audible bei Amazon und itunes. Das ist für Deutsche noch nicht so eingerichtet, aber der kluge Matthias Matting von der Selfpublisher Bibel hat erklärt, wie es dennoch geht. Der Artikel ist hier, den Blog sollte man ohnehin kennen, wenn man etwas selbst veröffentlichen möchte!
Das benötigst du zur Aufnahme
Mikrofon
Du benötigst ein gutes Mikrofon. Das eingebaute Computermikrofon reicht nicht. Wobei ich grundsätzlich auch schon gute Videokurse gesehen habe, die in einem stark gedämpftem (sprich kleinem und möglichst vollgestelltem und ruhigem) Raum mit Macbook aufgenommen wurden, Ton und Bild. Es ist auch mit kleiner Ausrüstung viel möglich, lieber erstmal anfangen ist meine Devise!)
Falls du ein iPhone hast, aber gar kein Geld für ein Mikro, kannst du auch mit iPhone und eingebauter Memo App aufnehmen und dich dabei unter eine Decke setzen (so entsteht ein schallgedämpfter Raum) – dann ist die Qualität gar nicht so schlecht! Es gibt aber schon gute Mikrofone ab ca. zwanzig Euro, für die Aufnahme von meiner Hörbuch-Probe wurde dieses hier benutzt .
Ich habe mir für meine Videokurse das Blue Yeti , ein wirklich tolles Mikrofon, gekauft, kostet allerdings knapp 140 Euro, kann ich allerdings absolut empfehlen.
Du kannst deine Ausrüstung natürlich noch steigern: ein Popfilter wäre die nächste Anschaffung (es wird meine nächste). Er wird vor dem Mikrofon angebracht und verhindert, dass du beim Sprechen von P und S zu viel zischst und knallst und Konsonanten viel Luft in das Mikrofon pusten. Aber ich denke, du fängst erst einmal „klein“ an.
Computer/iPad/iPhone
Du benötigst einen Computer (oder iPad). Du kannst natürlich auch mit deinem iPhone aufnehmen, aber die Bearbeitung ist am Computer wirklich leichter.
Software für die Aufnahme und Bearbeitung
Geeignet sind z.B. die Programme Garageband (kommt kostenlos mit dem Mac oder iPad) oder Audacity. Audacity ist die Software der Wahl der Meisten, ich habe mit Garageband aufgenommen, würde aber demnächst ebenfalls Audacity probieren. Die Einstellung ist einfach: Du gehst auf „neue Aufnahme“, wählst „Stimme“ und dann normale „Narration“. Es gibt unendlich viele Tutorials für Audacity. Im Grunde musst du lernen, wie du Versprecher, Seufzer und Ähms entfernst, Hintergrundgeräusche verringerst und die Lautstärke regulierst. Das war’s schon. Schau dir am besten Tutorials auf Youtube an, das ist oft einfacher als geschriebene Erklärungen. Für Garageband findest du gute Tutorials und auch eine fertige Datei mit Voreinstellungen zum Herunterladen bei Rob Dirks.
Ich habe diese Datei für meine Aufnahme benutzt und dann einfach weitergesprochen und ihn gelöscht!
Das solltest du bei der Aufnahme des Audio beachten
Der Raum muss so ruhig wie möglich sein. Mann kann natürlich Rauschen und Geräusche später (mühsam) herausfiltern, aber am besten sollte man einfach wenig Geräusche verursachen. Auch sollte der Raum keinen Hall haben. Geeignet sind kleine Räume mit Teppich und Vorhängen zum Beispiel. Ein Tipp (der absolut wirkt, ich habe es ausprobiert) ist, unter einer Bettdecke zu lesen (also Bettdecke, Lampe – sonst kann man nichts vorlesen – und Mikro). Mir war das ehrlicherweise zu heiß, aber die Aufnahmequalität war super!
Bedenke, dass ein lauter Lüfter oder PC auf der Aufnahme zu hören ist. Richte dein Mikro entsprechend aus oder benutze einen anderen Computer, wenn möglich.
Achte beim Sprechen darauf, dass du mit lauten Tönen das „Gelbe“ triffst, dich allgemein im grünen Bereich bewegst, aber nicht auf „rot“ absinkst. Die meisten Programme haben optisch einen ähnlichen Regler, wo du deine Stimme bei der Aufnahme siehst.
Wahrscheinlich wirst du also selbst lesen. Nur zur Warnung. Es ist erstaunlich anstrengend zu lesen, zu bearbeiten, danach wirst du verstehen, warum es nicht so billig ist, ein Hörbuch erstellen zu lassen. Also: Wasserglas bereithalten.
Das musst du beim Sprechen beachten
- Setze dich gerade hin und spreche nach vorn. Zusammengesackt klingst du gepresst. Nicht zu nah ans Mikro gehen, sonst landet schnell ein „Keuchen“ auf der Aufnahme.
- Wenn du einen Fehler machst, kannst du das Stück später herausschneiden. Klatsche in die Hände oder klopfe auf den Tisch. Dann siehst du später in der Tondatei einen großen Hügel und weißt: das muss raus. Ich erkenne inzwischen schon meine „ähhhs“ daran, wie sie auf der Tonspur aussehen.
- Versuche nicht zu laut zu amten. Ich atme häufig zu laut und muss dass nachher mühsam rausschneiden Generell: umso weniger du schneiden musst, umso einfacher! Andererseits: die Gewissheit, dass man alles rausschneiden kann, lässt einen entspannen. Denn Fehler macht jeder.
- Falls du einen Distributor im Kopf hast: bei einigen Anbietern muss man jedes Kapitel auf einem eigenen Track, in einer eigenen Datei haben. Sieh dir vorher an, wie die Datei beschaffen sein muss.
So kannst du die Aufnahme pimpen
Kostenlose Music und Geräusche kannst du bei Soundbible finden. Eine gute Auswahl zu guten Preisen bietet auch Audiojungle oder Incompetech.
So geht die Weiterverarbeitung und Export
Beim Exportieren darauf achten, dass die Größe auf mindestens 192kbps MP3 und 44.1 KHZ eingestellt ist. Ihr müsst, um die Einstellungen vorzunehmen, nicht genau verstehen, was das eigentlich heißt. Aber damit sicherst du eine gute Qualität.
Man kann die Dateien, die groß sind, nicht per E-Mail verschicken. Nutzt dazu am einfachsten die Dropbox. Wer die Bearbeitung outsourcen möchte, findet auch auf Fiverr oder Upwork (allerdings beide eher auf Englisch), Menschen, die die Datei in Form bringen, also den Ton verbessern und Fehler rausschneiden. Aber Achtung: eine wirklich schlechte Aufnahme lohnt sich kaum zu verbessern. Lieber doch in ein Mikro investieren.
Ein attraktive Alternative scheint Auphonic darzustellen. Du kannst testweise (und bis zu 2 Stunden Aufnahme sogar umsonst) deine Dateien hochladen und sie werden automatisch bereinigt! Das ist auf jeden Fall einen Versuch wert.
Hier kannst du dein fertiges Hörbuch verkaufen
Du kannst dein Hörbuch über die Distributoren Xinxii und Feiyr in den Markt bringen – hier brauchst du nämlich ein fertiges Hörbuch.
Falls du das Hörbuch kostenlos veröffentlichen willst, z.B. als Werbung für dein gedrucktes Buch, dann könntest du z.B. so anfangen. Du kannst ja auch erst einmal ein paar Probekapitel aufnehmen:
- Youtube
- auf deinem Blog+
- Facebook Seite
- Soundcloud – eine Anleitung dafür findest du hier
Du denkst, das war viel Arbeit? Stimmt! Ich habe das am Anfang unterschätzt und verstehe jetzt auch, wie die erheblichen Kosten bei der Produktion zustande kommen! Aber denke daran: wenn du dein Hörbuch aufgenommen hast, hast du gleich Drei- bis Viertausend Euro „gespart“ und das ist doch auch etwas!
Hier erhältst du die Checkliste für Ausrüstung und Aufnahme kostenlos:
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Hast du schon Podcasts oder Hörbücher aufgenommen oder möchtest es versuchen? War der Artikel hilfreich? Hinterlasse einen Kommentar mit deinen Erfahrungen.
Bianca Dietz
Ich bin gerade dabei mein erstes Hörbuch aufzunehmen, da war der Artikel sehr erfolgreich.
Vielen Dan für die tollen Tipps!!!!
LG, Bianca
Julia
Ach, das freut mich natürlich. Viel Erfolg dabei!
Bianka Mertes
Hallo eine Frage, kann ich das fertige Hörbuch auch bei amazon als mp3 anbieten?
Dein Artikel ist jedenfalls sehr hilfreich und bringt zum Nachdenken, eins zu erstellen 🙂 Danke
LG Bianka
Julia
Hallo Bianka —
du kannst das Buch auch über Amazon anbieten, allerdings dann über einen Umweg, den mein Kollege hier beschreibt: http://www.selfpublisherbibel.de/tipp-audiobooks-bei-amazon-ueber-acx-einstellen-auch-fuer-deutsche-autoren/
Viel Erfolg!