Oft ist ein außergewöhnlicher Text in einem eher dürftigen ersten Entwurf begraben. Grab ihn aus! Immerhin hast du einen Entwurf. Es kann nur noch besser werden! Überarbeiten ist mehr als das Auswechseln von einzelnen Worten und das Verschieben von ein paar Absätzen. Beim Überarbeiten eines ersten Entwurfs geht es darum, das auszugraben, was du eigentlich sagen wolltest. Der beste Weg, die Wahrheit zu finden ist nicht, auf sie zu warten und nachzudenken. Der beste Weg ist, weiter zu schreiben, umzuschreiben, neu zu schreiben. Du kannst (und solltest) die Versionen deiner Text speichern, damit du im Zweifel zurückwechseln kannst. Außerdem bist du so freier, wenn es darum geht zu kürzen! Kürzen ist extrem wichtig.
RE-VISION
In Englisch heißt Überarbeitung revision, wörtlich wäre das eine RE + VISION – und genau das versuchen wir. Du musst dich selbst austricksen, schließlich kennst du deinen Text und bist wahrscheinlich textblind. Deshalb solltest du in einem späteren Stadium auch möglichst zusätzlich auf weitere Testleser zurückgreifen.
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SO GEHST DU VOR
- Lege den Text für paar Tage zur Seite. Falls das nicht geht: so lange wie möglich, zumindest eine Nacht! Wenn das nicht geht: eine Stunde!
- Lies den Text laut. Einiges klingt genau richtig, vielleicht sogar überraschend gut, anderes ein wenig daneben. Oder total daneben. Macht nichts! Dies ist ein Entwurf.
- Umkringele beim Lesen die Stellen, die nicht so gut sind: zu gewöhnlich, zu abstrakt, zu langweilig, zu schal, zu wasauchimmer.
- Schreibe während des nochmaligen Lesens Alternativen für diese Stellen. Hey, sei verrückt und experimentierfreudig, niemand braucht das zu sehen! Du kannst direkt in deinen Text kritzeln (im Ausdruck, den ich empfehlen würde, sonst auf dem Bildschirm)
- Streiche jetzt schon großzügig Überflüssiges. Ist dieser Absatz wirklich notwendig, braucht man dieses Wort? Diesen Schritt wiederholen wir immer wieder.
CHECKLISTE INHALT ÜBERARBEITEN
Manchmal, weiß man erst nach dem ersten Entwurf, was man eigentlich sagen wollte. Daraufhin schauen wir uns den Text an. Stelle dir folgende Fragen:
- Warum habe ich diese Geschichte geschrieben? Was erlaube ich mir nicht zu sagen? Was verheimlich ich?
- Ist die Geschichte eine Herausforderung für den Leser, ist sie spannend?
- Was könnte ich hinzufügen, welcher Aspekt könnte ausgeweitet werden oder verschoben werden?
- Sind insbesondere der Anfang und das Ende stark?
- Ist die Perspektive sinnvoll? Aus wessen Perspektive wird erzählt? Ich-Perspektive, 3. Person oder allwissend?
PROBIERE FOLGENDE TECHNIKEN, UM NEUE WEGE ZU FINDEN
- Kürze/Kondensiere die Geschichte
- Erweitere die Geschichte
- Schreibe mit einem geänderten Element vollständig neu (z.B. mit einer neuen Perspektive)
- Ändere die „Kameraeinstellung“. Zoom oder Weitwinkel?
- Ändere die Geschwindigkeit. Beschleunige oder drossele das Tempo. Was ist das gewählte Tempo und warum?
CHECKLISTE STIL
- Klare Sätze sind besser als lange und verworrene (gerade in Sachtexten, aber auch Literatur profitiert davon, wirklich!)
- Schreibe ich konkret und detailliert genug? Ersetze abstrakten oder allgemeinen Substantive mit konkreten: Liebe, Schmerz, Trauer, Zorn können mit Sinneseindrücken dargestellt werden: Bild, Klang, Geruch, Gefühl, Geschmack.
- Kurz und knapp und einfach (gerade in Sachtexten, aber auch die Leser von fiktionalen Texten möchte nicht verwirrt werden!)
- Kürze Überflüssiges: Er hob die Tasse mit der Hand hoch das ist zu viel Information. Er hob die Tasse hoch/Er nahm die Tasse
- Starke, aussagekräftige Verben (schlendern, rennen oder hasten ist aussagekräftiger als gehen)
- Passiv vermeiden!
- Adjektive streichen! (Ich streiche aus meinen Texten am Schluss unendliche viele Adjektive und Adverbien heraus. Die schwächen einen Text nur, eins genügt.)
- Überflüssige Einschränkungen rauskürzen: eigentlich, fast, beinahe, ein bisschen …
- Klischees schwächen jeden Text, frische Worte suchen und frische Vergleiche.
- Habe ich die Sinne angesprochen, auch Geruch-, Tast und Hörsinn?
- Nominalstil vermeiden. (Das Wort „Nominalstil“ ist selbst ein Unding.) Verben sollte man möglichst nicht in Substantive umwandeln.
- Wort-Wiederholungen ersetzen – auch online gibt es Synonym-Wörterbücher wie z.B. synonyme.woxikon.de
- Korrektur lesen! Eventuell Korrektur lesen lassen! Den Duden gibt es übrigens auch online.
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Du bist fertig? Hast du schon eine dritte Version? Vergiss den Text und hole ihn nach einer Woche wieder hervor oder versuche ihn zumindest einen Moment liegen zu lassen für einen letzten Durchgang.
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