Ich würde sagen, nur wenige von euch sind schlimmer vom Internet „abhängig“ als ich. Wenn ich surfe, gelange ich in den Flow. Dabei sollte ich doch eigentlich in den Flow geraten, wenn ich schreibe! Ich liebe das Internet, es gibt so viel Spannendes zu entdecken! Aber in diesem Artikel will ich nicht vom Internet schwärmen, sondern Tipps geben, sich nicht durch das Internet ablenken zu lassen und dadurch produktiver zu sein. Sie funktionieren und sind einfach unzusetzen. Denn du solltest das Internet (ich meine mit „Internet“ hier auch Social Media) für dich nutzen und dich nicht vom Internet bestimmen lassen.
Das Problem nur noch zu reagieren, statt zu agieren
Ich verbringe zu viel Zeit online, schlimmer noch, ich verschwende zu viel Zeit online. Kennt ihr das? Dies ist in den letzten Jahren kontinuierlich mehr geworden. Anstatt mich an den Computer zu setzen, um zu schreiben, reagiere ich auf Emails und Anfragen oder lungere bei Facebook und Twitter herum (ich bin ein neugieriger Mensch wie die meisten Menschen und Autoren). Dort informiere ich mich zu Themen, die mich betreffen, sehe, was die anderen Autoren machen, was los ist in der Buch- und Bloggerwelt.
Nein, ich shoppe nicht irgendwelchen Quatsch online (jedenfalls nur selten, auch wenn ich definitiv meine Phasen hatte …) und man könnte behaupten, ich beschäftige mich mit meinem „Berufsfeld & Thema“. Man könnte sagen, ich tue etwas dafür, mein Buch bekannt zu machen. Aber letztlich verschwende ich viel zu viel Zeit damit, statt zu schreiben! Weil ich reagiere, statt selbst zu entscheiden, was ich tue, entgleitet mir viel Zeit. Ich mache nicht mehr, was ich machen will, sondern das, was andere bestimmen, deren Email und Nachrichten ich beantworte.
Unbemerkt verstreichen ein oder zwei Stunden, oder drei, vier?
Internet-Binge
Ich würde mein Verhalten allgemein teilweise als Binge-Verhalten bezeichnen, ein Ausdruck aus der Psychologie. Genauso wie es Binge-Watching gibt, bei dem man ganze Ferienserien in kürzester Zeit sieht (geschehen bei mir bei mehreren Staffeln Gossip Girl und OC California), kann ich mich besessen und ausgiebig einem Thema zuwenden, das mich dann dominiert. Doch auch wenn ich vielleicht ein extremer Mensch bin, so tausche ich mich mit genug anderen Menschen aus, um zu wissen: viele teilen mein Problem mit der digitalen Welt. Viele Menschen sind dank des Smartphones konstant mit alten Freunden in Kontakt, besser informiert – und unglücklicher und gestresster. Alle haben weniger Zeit, trotz vermeintlich höherer Effektivität.
Ich möchte vor allem Schreiben. Außerdem möchte ich tiefe Verbindungen zu Menschen aufbauen. Ich liebe meine Freunde im Internet. Aber sie dürfen mein Leben nicht dominieren. Wird jemand von meinen Internet-Freunden an meiner Beerdigung teilnehmen? Wahrscheinlich nicht. Aber schlimmer noch: Wird jemand von meinen Internet-Freunden meine Abwesenheit überhaupt bemerken? Einige schon, die meisten nicht. Immer wieder lese ich Facebook-Nachrichten von Kollegen, die sagen: ich werde jetzt eine Weile nicht auf Facebook sein. Irgendwann melden sie sich zurück: Hey, ich bin wieder da! Und habe ich bemerkt, dass sie weg waren? Nein, ehrlicherweise meistens nicht.
Maßnahmen, um den Internet-Konsum in gesunde Bahnen zu lenken mit Erklärungen
Mit diesen Maßnahmen habe ich meinen Internet-Konsum viel erträglicher gemacht. Hier einmal ausführlich mit Erklärungen. Unten habe ich Maßnahmen zum Nachmachen nochmal übersichtlich zusammengestellt mit einem Masterplan zum Download für dich.
Digitale Diät für Autoren
Alle Benachrichtigungen /Push-Notifications ausstellen!
Das ist ja so eine Unsitte. Man bekommt eine Nachricht auf irgendeinem Kanal und dann bekommt man noch eine Menge Benachrichtigungen darüber, dass man eine Nachricht erhalten hat! Das ist irre. Sofort löschen! Du kannst, wenn du gerade Zeit hast und möchtest, nachschauen, ob Nachrichten angekommen sind. Auch feste Termine sind möglich, ich habe keine.
Newsletter
Ich habe fast alle Newsletter abbestellt. Dies hat mehrere Tage gedauert und dauert noch an. Ich wusste gar nicht, wie viele Newsletter ich bekomme! Auch jeder Laden, wo ich einmal etwas gekauft habe, hat mich ja auf seine Liste gesetzt! Ich habe zwei Newsletter nicht abbestellt, die alle paar Monate einmal kommen und den vom Literaturhaus. Natürlich sind Newsletter dabei, die ich eigentlich sehr schätze, aber, ich habe mir einfach eine Liste gemacht mit den Newslettern, die ich mag. Ich benutze für solche Listen übrigens Wunderlist (ein absolute empfehlenswertes kleines Programm und kostenlos zur Alltags-Orga). Wenn ich Zeit habe, kann ich dann selbst auf entsprechende Seiten gehen, wo ich mal wieder vorbeischauen möchte. Ich entscheide aber wann!
Ich habe Facebook von meinem Smartphone entfernt. Muss ich sofort antworten? Warum solle ich ständenlang irgendwelche Meldungen anschauen, anstatt in einer Pause einfach einmal nachzudenkne? Ich habe Facebook, das ich zur Arbeit nutze, auf meinem Computer, das reicht. Löschen kann ich es nicht, weil ich es auch beruflich nutze.
Emails
Möglicherweise nur zu bestimmten Zeiten Emails anschauen. Tim Ferris hat in seinem empfehlenswerten Buch Die 4-Stunden-Woche gesagt, dass er nur Montags Emails liest und beantwortet. Dies scheint mir derzeit nicht möglich. Aber einmal am Tag oder meinetwegen auch zweimal am Tag stellt schon eine enorme Verbesserung zu „ständig“ dar! Natürlich sollte man auch keine „Alerts“ bekommen, wenn eine Email ankommt. Dieses System lässt sich noch verfeinern, aber es geht darum, anzufangen.
Ich habe Whatsapp von meinem iPhone entfernt. Ja, mir tat das auch weh. Ich bekomme nicht mehr die knuffigen Postings von meinen alten Studi-freundinnen mit, mit denen ich eine Gruppe hatte. Das tut mir leid. Aber ich bekomme auch nicht mehr unendliche viele Nachrichten von Gruppen, in denen ständig überkommuniziert wird. Ich fühle mich befreit! Ein Channel weniger. Schließlich kann mich jeder anrufen oder mir eine Email schicken. Unerklärlicherweise machen viele Menschen das dann aber nicht, weil das eben doch mühsamer ist. So dringend war es also doch nicht, mir eine Nachricht zu schicken.
Whatsapp habe ich gelöscht und Twitter behalten, was ich beruflich nutze, aber auch privat. Ich weiß aber auch, dass Twitter mir keine Zeit und Nerven raubt. Dafür nutze ich Buffer, um meine Tweets zu organisieren und schaue nur rein, wenn ich möchte, ca. 2-3 Mal am Tag oder auch mal gar nicht.
Dennoch: whatsapp und jegliche Chat-Apps halte ich für wirklich schwierig.
Beim Arbeiten/Schreiben das Internet ausstellen
Stelle das Internet aus, wenn du schreibst oder eine längere Aufgabe verfolgst. Du kannst hierzu Freedom oder Self Control benutzen, das sind Apps. Es scheint absurd, dafür eine App zu nutzen, aber die App ist stärker als der Wille.
Stelle dein Dock (die Leiste mit deinen Programmen) so ein, dass du es beim Arbeiten nicht siehst!
Das Unterbewusstsein liest ständig mit und verarbeitet die ganze Zeit, was es dort auf deinem Bildschirm blinken sieht. Dies verursacht Stress. Ich fand den Effekt von dieser absolut simplen Maßnahme, beeindruckend.
Benutze ein Programm, dass den Bildschirm beim Schreiben leerfegt
Benutze ein Programm zu schreiben, dass den restlichen Bildschirm leerfegt. Das Gefühl dabei ist Zen. Man wird sofort viel konzentrierter. Hier gibt es zum Beispiel WriteRoom für Mac oder WriteMonkey für den PC. Ich benutze Scrivener zum Schreiben, darin gibt es den Vollbild-Modus, der das gleiche erreicht. Auch hier wieder ist der Effekt sofort spürbar.
Und hier gibt es zum Download einen Worksheet zur Umsetzung.
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