Ich gehe schon viele Jahre lang zu Buchmessen. Früher als Studentin habe ich einen Verlag gegründet und buchte mir einen Mini-Stand in Leipzig, an dem dann das eine bis dahin erschienene Buch vorgestellt wurde – und ein Programm für die nächste Saison lag. Ich verlegte Ratgeber zum Thema Arbeiten im Ausland. Nach der Buchmesse hatte ich einen Vertrieb, die Süddeutsche Zeitung brachte eine Rezension und Hugendubel bestellte 200 Bücher – ich war glücklich.
Ich begann selbst Bücher zu schreiben, anfangs Sachbücher und Ratgeber. Den Verlag gab ich ab, als ich in die USA zog. Ich begann dort, Romane zu schreiben. Es gab einige Jahre, da war ich zu frustriert, um auf die Buchmessen zu gehen, denn mein Manuskript war gerade mal wieder – wenn ich Glück hatte mit ein paar ermutigenden Zeilen – abgelehnt worden. Das gehört dazu, wie du hier in meinem Onlinekurs zur Verlagssuche lernen kannst. Ja, ich sollte froh sein, jemand hatte sich Mühe bei der Absage gegeben, aber es bleibt eben eine Absage. Selfpublishing als ernsthafte Alternative gab es damals noch nicht. Auch wenn Menschen wie Nele Neuhaus damals schon selbst verlegten, investierten und ihre Bücher vermarkteten. Aber das war teuer und aufwendig und man benötigte viel Selbstbewusstsein, das ich nicht hatte.
Selfpublishing war für mich, die ich lange in den USA gelebt hatte, Vanity Press – wer eitel war und sein Wort mal gedruckt sehen wollte, der machte das. Es war nicht ernst zu nehmen, dachte ich mir damals. Ein Fehler! Aber ich habe einmal mit Emily Bold auf einer der Buchmessen gesprochen und sie hat erzählt, wie sie anfangs mit dem Selbstbewusstsein zu kämpfen hatte. War sie ein „echter Autor“, obwohl sie keinen Verlag hatte? Sie war mutig und hat hart gearbeitet. Die Zweifel hat sie lange hinter sich gelassen und eine tolle Karriere aufgebaut. Aber ich bewundere wirklich ihren Mut anzufangen!
1. Heute sind die Buchmessen ein Treffpunkt
Andere Autoren konnte man früher auf den Buchmessen nicht leicht treffen. Es gab kein richtiges Forum, man kannte sich nicht. Es gab keine Online-Communities. Man wanderte auf der Messe umher, sah sich alles an. Ich fand es spannend, aber einen wirklichen Austausch zwischen anderen Autoren gab es nicht, wenn man nicht irgendwo eingeladen war. Das ist heute vollständig anders! Da mit dem Selfpublishing auch viele neue Services entstanden sind, die exklusiv für Selfpublisher sind, gibt es jetzt viele Messestände und Veranstaltungen für Autoren. Man braucht kein Buch veröffentlicht haben oder eine Verlagseinladung dafür! Es gibt informative Vorträge und Informationsveranstaltungen sowohl auf der Frankfurter wie auch auf der Leipziger Buchmesse.
Zum Unterschied zwischen der Leipziger Buchmesse und der Frankfurter Buchmesse habe ich hier ein Video für dich.
Video-Link: https://www.youtube.com/watch?v=K0o9Ov94ehg
Ich habe mich leider erst Ende 2013 getraut, erst nachdem ich einen Verlagsvertrag für einen anderen Roman hatte (die Sachbücher kamen vorher) ein Buch im Selfpublishing herauszubringen (wie dämlich von mir denke ich im Rückblick!). Es lief sehr gut. Aber das nächste kam im Verlag. Ich verfolgte das Selfpublishing nicht weiter und heute ist es natürlich schwieriger, sofort aufzufallen. Doch Selfpublishing ist eine großartige, befreiende Methode des Bücherpublizierens. Es kann sehr gut sein, dass ich später einmal neben Verlagsbüchern zusätzlich Selfpublishing machen werden, wenn es meine Zeit zulässt. Ich bin sehr dankbar und freue mich für uns Autoren, die früher eigentlich keine echte Alternative zum Verlag hatten.
2. Leipziger Autorenrunde und Selfpublishing Area
Auf der Leipziger Buchmesse gibt es dank Leander Wattig und anderen die Autorenrunde, wo man interessante Tischgespräche mit Experten führen kann – und viele andere Autoren treffen. Einige etablierte Autoren, einige bei klassischen Verlagen, einige selbstverlegt, einige am Anfang, einige schon „fortgeschritten“. Die Teilnahme an der Autorenrunde ist nicht teuer und jeder, der interessiert ist, kann teilnehmen.
Dazu gab es in den letzten Jahren in Leipzig auch die Möglichkeit, Verlage und Agenten in einer Art Speeddating zu treffen. Die Eintrittsschwelle zur Veröffentlichung ist auch bei Verlagen viel niedriger geworden. Einige bringen Bücher erst als E-Book heraus, aber ich kenne viele Autoren, die darüber den Weg zum gedruckten Programm des Verlags gefunden haben. Mehr dazu findest du hier in meinem Onlinekurs zur Verlagssuche. Es lohnt sich auf jeden Fall, die Programme der Buchmesse auf Veranstaltungen für Autoren hin zu untersuchen. In Frankfurt gibt es die Selfpublishing Area, wo eigentlich den ganzen Tag über Veranstaltungen zur Weiterbildung angeboten werden.
3. Buchmessen als Klassentreffen
Inzwischen gibt es so viele Möglichkeiten online Autoren zu treffen, dass Buchmessen wie ein großes Klassentreffen sind. Hier treffen sich Autoren, Leser, Buchblogger. Wenn man schon ein Buch herausgebracht hat, trifft man hier auch Personen, die es vielleicht lesen wollen. Es gibt jede Menge Meet & Greets, welche die Autoren organisieren. Einige „Autorenkarrieren“ verfolge ich schon eine ganze Weile. Wir treffen uns wieder und bei allen, die dabei bleiben, die immer weiterschreiben, weil sie irgendwie auch besessen sind, passiert etwas. Neue Bücher, kleine Erfolge, neue Verträge. Wechsel von Verlag zu Selfpublishing oder von Selfpublishing zu Verlag (auch das ist ein Weg!), neue Literaturagenturen, neue Genre, mehr Bücher, mehr Geschichten. Es ist unheimlich inspirierend!
4. Die Online-Welt offline treffen
Durch meine beiden Autorengruppen vom Carlsen Impress Verlag und den DELIA’s (Vereinigung deutscher Liebesromanautorinnen) kenne ich online viele Autoren, denn der Austausch findet über Facebook-Gruppen statt. Dazu kommen noch viele Kontakte über Twitter und Instagram und Facebook. Dann trifft man sich auf der Messe teilweise zum ersten Mal live und alle sind – wie man sie online kennt. Man fällt sich in die Arme, als würde man sich seit Jahren kennen, denn so fühlt es sich an. Wir kennen uns — wenn auch den Rest des Jahres online. Aber die Leidenschaft für Bücher verbindet einfach. Es ist wirklich eine tolle Welt, denn in meinem Alltag sind nur wenige Menschen präsent, die ähnlich von Büchern und Geschichten besessen sind wie ich.
Aufgrund der zahlreichen Vernetzungen wüsste ich bei sehr vielen Verlagen Personen, die ich etwas fragen kann über deren Programm oder Lektoren. Wir tauschen uns über unsere Verträge und Agenturen aus — und natürlich über unsere Bücher. Es ist ein Austausch, der sehr kollegial ist. Natürlich gibt es sicherlich auch Neid — ich erlebe ihn nicht, wahrscheinlich weil ich mich von solchen Leuten fern halte. Ich glaube an Austausch und an das gute Karma, das entsteht, wenn man anderen weiterhilft. Ich halte nie etwas zurück (außer es ist vertraglich vorgeschrieben), ich habe keine Angst vor „Konkurrenz“. Mit einer solchen Angst kommt man nicht weiter, davon bin ich fest überzeugt. Und es macht viel weniger Spaß! Und außerdem erscheint mir Konkurrenz unter Autoren irgendwie albern. Denn gibt es jemanden, der nur ein Buch liest? Ich glaube nein. Liest er dein Buch, liest er meins trotzdem noch.
5. Inspiration
Und dann sind da die Bücher. Ich liebe es, durch die Hallen zu wandern mit den Kleinverlagen, den Kunstbuchverlagen, den Antiquariaten. Insbesondere auch Halle 6 mit den internationalen Verlagen und Büchern, die gerade erst in Lizenz übersetzt werden, wo die großen, amerikanischen Agenturen sitzen. Es macht Spaß und ich finde immer spannende Bücher und Cover und Titel, die mich selbst inspirieren. Gerade das Leben abseits der großen Publikumsverlage kann enorm anregend sein.
Und wenn du wissen möchtest, wie so ein typischer Tag auf der Buchmesse aussehen kann, sieh dir gleich noch meinen Buchmessebericht zur Leipziger Buchmesse an.
Video-Link: https://www.youtube.com/watch?v=bBXoUjDvb9Q
Jetzt bist du dran!
Du denkst, du kennst niemanden? Dein Buch ist noch nicht fertig? Das macht nichts. Du kannst Menschen kennenlernen. Aber wenn du nicht hingehst, funktioniert das natürlich nicht. Ich gehe auch gelegentlich zu Veranstaltungen und kenne niemanden. Bin mir sogar nicht ganz sicher, was ich davon habe. Aber ich weiß, es sind Leute aus meiner Branche da. Also gebe ich mir einen Ruck und gehe hin. Ich lasse mich darauf ein und spreche mit anderen, tausche mich aus. Dabei nehme ich in Kauf, dass es mal unangenehme Minuten gibt, wo man allein herumsteht. Denn immer, wirklich immer kommt etwas Gutes dabei heraus.
Letztes Jahr zum Beispiel habe ich meine wunderbare Literaturagentin kennengelernt. Dieses Jahr meine neue Lektorin im Verlag, habe viel „Klatsch“ darüber gehört, welche Bücher gerade gut laufen. Ich habe meine neuen Kolleginnen getroffen, so dass es viel einfacher wird, sich gegenseitig zu unterstützen. Und ich habe einige Kooperationen vereinbart. Und viele neue Ideen habe ich auch. Es hat sich gelohnt.
Wenn du noch mehr über die Verlagssuche lernen möchtest, schau dir doch hier meinen Onlinekurs dazu an.
Habutschu
Haha, der Artikel passt gerade echt perfekt.
Ich träume seit Jahren davon, ein eigenes Buch zu veröffentlichen. Aber erst seit ein paar Wochen arbeite ich wirklich zielstrebig an diesem Plan. Und die Buchmesse kam mir da gerade recht, denn dort habe ich einfach einen kleineren Verschlag angesprochen und die wollen nun eine Leseprobe haben.
Und nächstes Jahr klappt es dann vielleicht auch, dort andere Buchliebende Blogger dort zu treffen 🙂
Liebe Grüße
Julia Stein
Das hört sich doch gut an. Freut mich und ich drücke die Daumen.