7 praktische Tipps, um bessere Dialoge zu schreiben
In diesem Beitrag findest du sieben Tipps, wie man bessere Dialoge schreiben kann. Warum sieben? Nunja, klingt irgendwie gut und es sind essentielle und einfach umzusetzende Tipps.
- Dialoge sind keine Info-Übermittlungsstelle
- Dialoge sollten keine phonetische Umsetzung des Gesagten sein
- Jugendsprache/Slang – weniger ist mehr
- Fragte sie / sagte er sind unsichtbar
- Dialog durch Handlungen auflockern
- Was zwischen den Zeilen steht: Der Subtext
- Drehbücher lesen
Definition: Was ist ein Dialog?
Ein Dialog ist zunächst einmal ein Austausch, denn dafür sind mindestens zwei Personen erforderlich. Wenn eine Person nur mit sich selbst spricht, handelt es sich um einen Monolog.
In Filmen und Romanen bezeichnet man mit Dialog das Gespräch zwischen zwei oder mehreren Personen. Ein Dialog bezieht sich auf das explizit Gesagte. Auch Körpersprache kann einen Dialog bereichern. Dazu kannst du mehr unter Tipp 5 dieses Artikels lesen: Dialog durch Handlungen auflockern
Es gibt einen Unterschied zwischen Dialog, indirekter Rede und der narrativen Zusammenfassung. Der Dialog bezieht sich immer auf das, was Figuren sagen. In der indirekten Rede berichtet man mit Hilfe des Konjunktiv über das, was besprochen wurde.
Beispiel: Sie sagte, sie hätte keine Lust mit ihm ins Kino zu gehen. Aber er ließ nicht nach.
Die narrative Zusammenfassung ist, wie es der Name sagt, eher eine Zusammenfassung eines Dialogs.
Beispiel: Sie hatte ihm gesagt, dass sie keine Lust hätte, mit ihm ins Kino zu gehen. Aber er hatte nicht nachgelassen.
1. Dialoge sind keine Info-Übermittlungsstelle
Dialoge sollten nicht genutzt, um bereits Bekanntes vorzutragen oder um dem Leser viele Hintergrundinformationen mitzuteilen. Gelegentlich ist es aber notwendig Infos zu übermitteln und hier stelle ich drei Wege vor, wie man dies etwas eleganter bewerkstelligen kann.
1. Ungebildeter Zuhörer
Wenn man zum Beispiel eine Maschine / neue Technik / Verfahren erklären will, so kann man eine Figur diese Maschine einer anderen, wesentlich weniger bewanderten Person erklären lassen. Dazu werden gelegentlich auch Kinder eingesetzt oder jemand erklärt zum Beispiel etwas der Putzhilfe. Dann versteht es im Zweifel auch der Leser.
2. Amüsante Szene / Szenisches Schreiben
Beim Drehbuchschreiben gibt es den Ausdruck The Pope in the Pool – der Papst im Pool. Diese Redewendung bezieht sich darauf, dass an einer Stelle in einem Film manchmal viele Informationen vermittelt werden müssen. Damit es jedoch nicht zu trocken und langweilig für den Zuschauer wird, nutzt man dafür eine lustige Situation. Auf diese Weise versucht man zu verheimlichen, dass der Zuschauer an dieser Stelle ›belehrt‹ wird.
Man kann es sich so vorstellen, dass der Papst bspw. gerade im Pool seine Runden schwimmt, während die Kardinäle um den Beckenrand aufgereiht stehen und jeder ein anderes Kleidungsstück des Papstes in den Händen hält. Diese Szene ist amüsant, dass der Zuschauer die Informationen aufnimmt, ohne gelangweilt zu werden.
3. Streit
Spannung ist ein wichtiger Teil von Romanen. Dialoge und Auseinandersetzungen tragen zu dem Spannungspotenzial der Geschichte bei. Sie können zum Beispiel durch Vorwürfe (bezogen auf Ereignissen der Vergangenheit der Figuren) eine für den Leser bisher unbekannte Information ans Licht gebracht werden.
2. Dialog sollte natürlich klingen, was keine naturgetreue Wiedergabe eines Gesprächs ist
Hast du schon mal einer Unterhaltung in einem Café oder in der Straßenbahn gelauscht? Diese Unterhaltungen sind gefüllt mit abgebrochenen Sätzen, Äh’s und Mhm’s. Diese Dialoge kann man natürlich nicht in einem Roman nutzen, ohne dass sich die Unterhaltung sehr hinzieht. Man würde im Dialog nur eine abgemilderte Version der natürlichen Sprache verwenden, um den Leser nicht zu irritieren. Achtet mal darauf.
Wenn man Akzente und alle sprachlichen Eigenheiten in einem Dialog nutzt, z.B. Bayrisch, schenkt der Leser dieser Stelle im Roman sehr viel Aufmerksamkeit. Denn erstens muss er sich sehr stark darauf konzentrieren und ein Nicht-Bayer kann das Gesagte eventuell überhaupt nicht verstehen. Zweitens lenkt Dialekt sehr stark vom Inhalt ab.
Besser ist, wenn man nur ein paar Ausdrücke sparsam verwendet, die spezifisch für den Dialekt sind. Der Leser wird dadurch erkennen, dass die jeweilige Figur Slang oder Dialekt spricht. Diese Vorgehensweise wird am häufigsten von Autoren genutzt.
Vermeide auch, dass du zu häufig Namen verwendest.
Beispiel eines Dialogs mit zu vielen Namen:
»Bertram, möchtest du ein Glas Wasser haben?«
»Ja, Karl Heinz. Gerne.«
So redet kein Mensch. Man versucht auf diese Weise nur, dem Leser mitzuteilen, wer gerade spricht. Besser ist jedoch:
»Möchtest du ein Glas Wasser haben?«, fragte Karl Heinz.
»Ja, Gerne«, sagte Bertram.
3. Jugendsprache/Slang lieber zurücknehmen und nur andeuten (außer man verfolgt literarische Absichten)
Auch bei Jugendsprache ist weniger mehr. Nutze lieber nur ein paar Ausdrücke, die typisch für die Gruppe Jugendlicher sind, die in deinem Roman auftritt. Sonst kann es passieren, dass dein Roman in einem Jahr schon nicht mehr aktuell ist oder es gar zu Missverständnissen kommt. Jugendsprache verändert sich sehr schnell. Was am einem Tag noch cool klang, ist schon bald veraltet und uncool.
Schimpfworte im Gespräch
Die Verwendung von Schimpfworten sollte ebenfalls eher sparsam eingesetzt werden. Wenn man zu oft flucht, kann das schnell den Leser vom Inhalt ablenken oder ihn sogar stören. Ein Schimpfwort ist meistens okay, um ein Statement zu setzen. Außer natürlich, man möchte, dass Schimpfworte als Eigenheit wahrgenommen werden.
4. Fragte sie / sagte er sind unsichtbar
Diese Inquitformeln sind sehr neutral und werden vom Leser meist überlesen. Sie dienen allein der Orientierung, wer gerade spricht (ohne dass der Leser aus dem Erzählfluss gerissen wird).
Ausdrucksstarke Verben wie flüstern, keifen, fauchen etc., lenken die Aufmerksamkeit auf die Art und Weise, wie etwas gesagt wird, aber nicht, was gesagt wird. Besser ist es, wenn man anhand des Gesagten versteht, ob eine Figur gerade schreit, wimmert oder keift. Ersetze die ›Regieanweisung‹ lieber mit sagte oder fragte. Auf diese Weise hältst du dich auch an das oft gepredigte Prinzip von show, don’t tell.
Selbst wenn man mal ‚Regieanweisungen‘ nutzt, verbinde sie nicht zusätzlich noch mit Adverbien.
Beispiel: »Was machst du hier?«, flüsterte er inbrünstig.
»Dir helfen!«, raunte er keuchend.
Ich habe selbst diesen Fehler begangen. Und mein Dialog las sich wie ein Groschenroman, obwohl ich eine ganz andere Tonalität im Kopf hatte.
Gern kannst du dir auch mein Video zum Thema ansehen: 7 Tipps, um bessere Dialoge zu schreiben.
5. Dialog durch Handlungen zuweisen und auflockern
Hier noch eine weitere Möglichkeit, um nicht andauernd fragte und sagte zu verwenden.
Man kann einen Dialog mit kleinen Sätzen unterbrechen, welche die Aktionen der Figuren beschreiben.
Beispiel: »Weswegen bist du hier?« Er nahm seinen Tee und trank einen Schluck, ohne sie aus den Augen zu lassen.
Auf diese Weise gelingt es, im Dialog mehr Bilder einzubringen.
Tipp: Unterbrechungen können den Leser jedoch vom Inhalt des Dialogs ablenken. Was eine Figur so alles macht, während sie spricht, kann den Fokus vom Gesagten auf die Aktion lenken. Der Leser beginnt, sich vorzustellen, wie die Figur agiert und achtet weniger auf das, was sie sagt. Wie bei allen Techniken des Schreibens muss man wissen, wann man diesen Effekt beim Leser erzielen möchte.
Daher am besten belanglose, alltägliche Dinge weglassen. Beschreibe lieber Aktionen, die für die Handlung oder die Charakterisierung einer Figur entscheidend sind.
6. Subtext: Alles, was man nicht sagt, aber was zwischen den Zeilen steht.
Wenn Personen miteinander sprechen, unterhalten sie sich auf der Ebene des Gesagten. Was sie jedoch wirklich meinen, steht zwischen den Zeilen. Im Subtext. Mit Hilfe von Subtext kann man prima Missverständnisse hervorrufen und das Gespräch mit Konflikten füllen. Denn es gibt genügend Gründe, dass Figuren sich auch missverstehen wollen!
Es können sich bspw. zwei Personen über die Zubereitung von Spinat unterhalten, aber eigentlich sind sie sauer über die Entscheidung des Vaters den Hof betreffend.
Tipp: Man formuliert einzelne Sätze so, dass sie sowohl im Kontext des Gesagten funktionieren (z.B. Spinatzubereitung), aber auch im Kontext des Subtextes (Hofwirtschaft). Auf diese Weise gelingt es, Dialoge aufzuladen und Situationen eskalieren zu lassen.
7. Drehbücher lesen, um Dialoge besser im eigenen Roman einzusetzen
Versuche, intensiv bei Unterhaltungen zuzuhören und herauszufinden, was die Personen zwischen den Zeilen sagen.
Ich finde es außerdem extrem spannend, Drehbücher von erfolgreichen Drehbuchautoren zu lesen, z.B. auf digitaleleinwand.de.
Wenn du keine Drehbücher lesen magst, dann einfach bei Filmen und Romane darauf achten, was dir an den Dialogen am besten gefällt. Dialoge sind wie kleine Minidramen. Missverständnisse. Konflikte. Und wir haben den Luxus, ihnen zuhören zu dürfen.
Warum sind Dialoge so wichtig für den Roman?
Verlage und Agenten lieben Dialoge. Ich kenne sogar einen Agenten, der liest kein Manuskript, das keinen Dialog auf den ersten 5 Seiten hat.
Vor allem kann man aber auch mit Dialogen als Autor glänzen. Denn wenn man schreibt, hat man genügend Zeit, um spontan, lustig, berührend oder unterhaltend zu sein.
Dialoge sind ebenso eine Möglichkeit, um eine langsam voranschreitende Handlung aufzulockern.
Zusatztipp: Die Formatierung des Dialogs in einem Roman
Die Regeln für die Zeichensetzung bei der wörtlichen Rede sind wirklich nicht schwer, und doch stiften sie immer wieder Verwirrung.
Am einfachsten ist es, sich ein paar Beispiele anzusehen, an denen man sich orientieren kann. Damit dieser Artikel nicht explodiert, habe ich einen extra Artikel zum Thema: Formatierung eines Dialogs geschrieben. Oder besser: zur Zeichensetzung bei der wörtlichen Rede.
Einfach hier klicken: Zeichensetzung bei Dialogen und wörtlicher Rede („direkte Rede“)
Ich hoffe, dir hat der Beitrag zum Thema Dialog geholfen. Wenn du noch Fragen hast, dann schreibe sie doch gern in die Kommentare. Danke!
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