Das Wichtigste zuerst: Die Buchbeschreibung ist gar keine Buchbeschreibung. Ha! Genau. Die Buchbeschreibung soll einen Leser, der gerade weiterklicken will, davon überzeugen, dass dein Buch das richtige für ihn ist. Und ich weiß, du bist ein Künstler. Aber wenn du nicht allein mit deiner Kunst aka deinem Buch bleiben willst, brauchst du Leser. Und wenn du glaubst, dass dein Buch, Menschen Freude bereiten wird oder sie glücklicher, gesünder, produktiver undsoweiter machen wird, dann tust du ihnen einen Gefallen damit, dass du sie auf dein Buch hinweist. Alles klar? Das sollte deine Einstellung sein. „Ich hasse Marketing“ zählt nicht. Ich hasse Marketing auch. Aber ich freue mich, wenn mir jemand einen guten Tipp gibt. Ich bin diesem jemand sogar unendlich dankbar dafür. Ich liebe Tipps, die mich weiterbringen oder beglücken!
Die Buchbeschreibung ist keine Inhaltsangabe
Oft fällt es uns fürchterlich schwer, eine gute Buchbeschreibung für unser eigenes Buch zu erstellen, weil wir uns nicht auf das Wesentliche konzentrieren können. Und weil wir tatsächlich versuchen, eine Inhaltsangabe zu verfassen. Stop! Das letzte, was du hier schreiben möchtest, ist eine Inhaltsangabe. Du möchtest einen Verkaufstext verfassen, einen Text, der Lust auf das Buch macht, weil der Leser genau so ein Buch mögen wird (Roman) oder durch dein Buch ein Problem lösen wird (Sachbuch).
Der Schreibstil sollte insgesamt einfach und verständlich sein. Benutze kurze und eindeutige Sätze statt langatmige, in denen du versuchst, noch ein paar Details mehr unterzubringen.
Die Bestandteile einer guten Buchbeschreibung oder eines Klappentexts
1) Der erste Satz – der Aufhänger
Dieser Satz ist keine Einleitung, sondern ein Angelhaken und muss den Leser dazu bringen, weiterzulesen. Du musst nicht langsam einsetzen, sondern mit einem Knall. Der ungeduldige Leser klickt schnell weiter, wenn ihm langweilig wird. Sie dir die Beispiele dazu an.
2) Eine emotionale Verbindung zum Leser aufbauen
Bei Romanen
Benenne deine Hauptfiguren und den zentralen Konflikt mit Worten, die Emotionen wecken. Beschreibe das emotionale Drama der Figuren, damit wir direkt mitfühlen können. Der Leser sucht je nach Genre nach Gefühlen, die er während des Lesens erleben möchte. Wenn er einen Thriller liest, dann möchte er Action und einen rasanten Plot mit außergewöhnlichen Wendungen und abgründigen Charakteren. Gänsehaut! Eine Leserin von romantischen Komödien sucht witzige Dialoge, sympathische Hauptfiguren und romantische Spannung, welche die Atmosphäre zum Glühen bringt wie ein Atomkraftwerk kurz vor der Kernschmelze (der Satz ist aus meinem eigenen Buch geklaut). Das sind Beispiele für Schlagworte, die dem Leser zu verstehen geben: Hier bin ich richtig! Das ist mein Genre!
Bei Sachbüchern
Benenne das Problem und stelle dein Buch als Problemlösung vor. Beschreibe z.B. bei einem Diätbuch wie der Leser sich fühlt, wenn er abgenommen hat. „Möchtest du dich endlich wieder wohlfühlen in deinem Bikini? “ – wäre ein Satz, der eine emotionale Bindung zu jemandem aufbaut, der abnehmen will. „Möchtest du mehr Freunde gewinnen und weniger Zeit mit Menschen verbringen, die dir deine Energie rauben?“ Du solltest dich hier auf das Ergebnis konzentrieren, dass der Leser durch dein Buch erreichen möchte, weniger auf den Weg dahin.
3) Was bekomme ich genau und wie hilft mir das Buch?
Bei Sachbüchern
Du musst den Leser davon überzeugen, dass du sein Problem lösen kannst. Einerseits musst du als Autor kompetent wirken und zudem muss deutlich werden, dass die Probleme des Lesers (damit meine ich jetzt auch Probleme wie: „Ich weiß nicht, wie ich einen grünen Smoothie herstelle, der nicht zum Heulen schmeckt“) im Buch gelöst werden. Du kannst den Buchinhalt übersichtlich auflisten und bei den Formulierungen wieder an den Nutzen für den Leser denken – wie wird sein Leben durch das Buch besser?
Bei Romanen
Neben den emotionalen Schlagworten, die dem Leser eine Einordnung des Buches ermöglichen, gebe ich eine Vorschau auf den sich zuspitzenden Konflikt. Aber vor allem möchte der Leser eins NICHT wissen: das Ende. Nein, wirklich nicht. Ich habe schon viele Buchbeschreibungen gelesen von lang etablierten Verlagen, die es wirklich besser wissen müssten, die hemmungslos „spoilern“, wie es auf Englisch so schön heißt! Einen schlimmen Spoiler habe ich bei letzten Lesung mit Jonathan Franzen in München miterlebt, und zwar von der Interviewpartnerin selbst (wen’s interessiert. Hier gibt es meinen ausführlichen Artikel dazu – es war amüsant und absurd, Franzen selbst fassungslos).
4) Benutze Keywords
Keywords sind die Begriffe, die ein Leser verwendet, wenn er in einer Suchmaschine nach einem Thema sucht. Die Verwendung von Keywords in der Beschreibung sorgt dafür, dass dein Buch leichter gefunden wird. Zudem fühlt sich der Leser „verstanden“, wenn er seine eigenen Suchbegriffe bei dir wiederfindet. Die Verwendung von Keywords und wie du welche findest, kannst du in meinen Artikel über SEO nachlesen.
5) Erwähne Rezensionen und Auszeichnungen, die das Buch oder der Autor erhalten haben.
Wenn der Autor aus irgendeinen Gründen ein Fachmann ist, ein Experte auf dem Gebiet, dann sag das unbedingt. Wenn der Nobelpreisträger oder der Vorsitzende Taubenzüchterverbands das Buch empfohlen hat (und es sich im letzteren Fall um ein Taubenbuch handelt), dann erwähne das natürlich. Ich will sagen: Es geht gerade nicht um einen großen Buchpreis, auch kleine Auszeichnungen in der Nische, in der das Buch platziert ist, geben dem Buch Glaubwürdigkeit.
Zudem können und sollten, falls vorhanden, schon positive Rezensionen zitiert werden. Es ist einfach überzeugender, wenn andere Positives über dein Buch sagen als nur du allein! Allerdings solltest du das in allen Fällen mit den zitierten Personen oder Medien absprechen.
6) Aufforderung zum Kauf
In einen klasssischen Marketingtext gehört auch die Aufforderung zum Kauf. Nein, du sollst nicht „Kauf das Buch“ auf das Buchcover drucken. Aber wenn die Buchbeschreibung im Internet auf deiner Seite erscheint, sollte in jedem Fall in der Nähe ein Link zum Kauf vorhanden sein.
Beispiele für Buchbeschreibungen
Lass uns doch mal ein paar „echte“ Buchbeschreibungen anschauen. Ich habe mich hier bei Amazon bedient:
Darm mit Charme
Ausgerechnet der Darm! Das schwarze Schaf unter den Organen, das einem doch bisher eher unangenehm war. Aber dieses Image wird sich ändern. Denn Übergewicht, Depressionen und Allergien hängen mit einer gestörten Balance der Darmflora zusammen. Das heißt umgekehrt: Wenn wir uns in unserem Körper wohl fühlen, länger leben und glücklicher werden wollen, müssen wir unseren Darm pflegen. Das zumindest legen die neuesten Forschungen nahe. In diesem Buch erklärt die junge Wissenschaftlerin Giulia Enders vergnüglich, welch ein hochkomplexes und wunderbares Organ der Darm ist. Er ist der Schlüssel zu einem gesunden Körper und einem gesunden Geist und eröffnet uns einen ganz neuen Blick durch die Hintertür.
Meine Einschätzung
Ist der Text nicht wunderbar? Er bringt den „Vibe“ des Buchs perfekt auf den Punkt, „das schwarze Schaf“ unter den Organen, der „Blick durch die Hintertür“– hier wurde hintergründig mit Worten und Assoziationen gespielt. Das Lesen bereitet Vergnügen und das würde man nicht erwarten bei einem Buch über die Verdauung. Das Buch ist im gleichen, heiteren Ton geschrieben und eine wahre Lesefreude.
Was ich an der Beschreibung verbessern würde? Momentan fehlt mir eine Auflistung der Nutzen, die mir das Buch bringt. Wer es gelesen hat (wie ich), der weiß: es gibt darin tatsächlich viele praktische Tipps, wie man Verdauungsprobleme behebt. Scheinbar leiden viele an genau solchen, denn der Erfolg des Buches ist auch international einfach sensationell. Das Fehlen einer solchen Liste hat ihm also nicht geschadet.
Webers Grillbibel
Das Buch zum perfekten Grillen! Der US-amerikanischen Grill-Guru Jamie Purviance verwöhnt uns mit 160 neuen Rezepten zum Grillen mit Gas und Holzkohle, deren einzelne Grundzubereitungen in mehr als 1000 Stepbildern Schritt für Schritt dargestellt werden: Rind-, Lamm- und Schweinefleisch, Fisch, Gemüse und Früchte – vom Grill. Grundtechniken rund ums Grillen, z.B. Zerteilen von Fleisch, Vorbereiten von Fisch, Gargradbestimmung, Saucen- und Pastenzubereitung, werden in Text und vielen Bildern genau beschrieben und lassen Grillen zu einem kulinarischen Hochgenuss werden. Sonderseiten mit Know-how zum sicheren Gelingen. Tabellen zum Nachschlagen, welches Stück wie lange auf den Grill muss und Rezepte für Saucen und Gewürzmischungen und zu welchem Fleisch sie passen, sind im Schlussteil des Buches zusammengefasst und sorgen dafür, dass dem Grillmeister nichts anbrennt.
Meine Meinung
Der Text erfüllt seinen Zweck sehr gut. Trotz merkwürdiger Ausdrücke wie „Stepbilder“, die offensichtlich aus dem Amerikanischen nur halb übersetzt wurden, arbeitet er mit vielen Keywords. Er appelliert direkt an die Gefühle (Jamie Purviance verwöhnt uns) und gibt uns dann eine genaue Vorstellung davon, was wir können (würden), wenn wir nur diese magische Grillbibel besäßen. Ich möchte sie jedenfalls jetzt irgendwie haben. Nett wäre es, wenn die Buchbeschreibung besser formatiert wäre. Dazu habe ich hier mehr geschrieben. Als Fließtext ist das nicht sehr übersichtlich.
Ein Mann namens Ove
Alle lieben Ove: der Nummer-1-Bestseller aus Schweden.
Eine Geschichte über Freundschaft, Liebe, das richtige Werkzeug und was sonst noch wirklich zählt im Leben – witzig, rührend, grummelig, großartig.
Haben Sie auch einen Nachbarn wie Ove? Jeden Morgen macht er seine Kontrollrunde und schreibt Falschparker auf. Aber hinter seinem Gegrummel verbergen sich ein großes Herz und eine berührende Geschichte. Seit Oves geliebte Frau Sonja gestorben ist und man ihn vorzeitig in Rente geschickt hat, sieht er keinen Sinn mehr im Leben und trifft praktische Vorbereitungen zum Sterben. Doch dann zieht im Reihenhaus nebenan eine junge Familie ein, die als Erstes mal Oves Briefkasten umnietet …
Meine Meinung
Siehst du ,wie das Buch sofort als Bestseller aus Schweden angepriesen wird? Der erste Absatz: Hier geht es überhaupt nicht um den konkreten Inhalt des Buches. Stattdessen werden dem Leser Schlagworte geliefert, damit er das Genre einordnen kann. Dann folgt eine kleine Zusammenfassung, die ein paar Konflikte andeutet und den Leser neugierig macht. Jetzt weiß er, was ihn ihm Buch erwartet, nicht wahr=
Dem ganzen Folgen eine Menge Pressestimmen mit euphorischen Zitaten (die könnt ihr auch haben! Fragt einfach ein paar Leser, es muss nicht die FAZ höchstpersönlich sein!).
Also, frisch ans Werk. Werbetexte sind toll, schließlich willst du den Lesern mit deinem Buch etwas Gutes tun.
Alexander von beefjerkykaufen.de
Übrigens, dein Header lädt nicht auf deiner seite. Gruß, Alexander
Julia
Oh, danke!