Früher war Selfpublishing ein Nischenthema. Selfpublishing wurde verächtlich mit dem Wort „Vanity Press“ bezeichnet, denn man musste viele Tausend Euro zahlen, um ein gedrucktes Buch in den Händen zu halten und nur in absoluten Ausnahmefällen wurde es von der Öffentlichkeit wahrgenommen. Denn die Journalisten und „ihre“ Zeitungen, das Fernsehen – niemand interessierte sich sonderlich für diese Autoren. Die Presse hatte noch Macht: Eine gute Rezension, eine tolle Besprechung im Fernsehen konnte direkt einen Bestseller „produzieren“.
Wenn du ein Buch schreibst, stellt sich die Frage heute ziemlich schnell: Soll ich mich für Selfpublishing oder den traditionellen Verlagsweg entscheiden?
Keine Panik, du kannst dich informieren und dann abwägen, welcher Typ du bist und tatsächlich verbaut dir heutzutage ein Weg nicht mehr den anderen – das war früher anders. Ich vergleiche hier Vor- und Nachteile beider Methoden und geben dir einen kurzen Überblick über die notwendigen Schritte, um deinen Traum Wirklichkeit werden zu lassen. (Und außerdem MUSS ich dich natürlich noch auf meine beiden Kurse zum Thema hinweisen. Der eine über Selfpublishing ist (meist günstig im Angebot) bei Udemy, Infos zu meine kostenlose Masterclass über Veröffentlichung in Verlagen findest du hier. Aber erstmal weiter im Text.
Vorteile von Selfpublishing:
- Kontrolle behalten: Beim Self-Publishing bist du der Chef und hast die volle Kontrolle über dein Projekt. Das bedeutet, du entscheidest über das Cover, das Layout, den Verkaufspreis und sämtliche andere Aspekte deines Buches. Mach’s wie du es willst! Ich glaube, das gefällt mir am meisten daran. Hier ist ein Buch, das ich selbst veröffentlicht habe. Ein Nischenthema (Doodles und Gedichte???), es hat mir Spaß gemacht.
- Zur Kontrolle gehört auch, aber der Aspekt ist so wichtig, dass er einen eigenen Punkt verdient, dass niemand dir Erlaubnis geben muss. Es gibt keine „Gatekeeper“, die bestimmen, ob dein Buch es Wert ist, veröffentlicht zu werden. Das ist wirklich, wirklich befreiend. Wenn du veröffentlichen willst, kannst du das tun.
- Schneller auf dem Markt: Da du den Veröffentlichungsprozess selbst in die Hand nimmst, kannst du dein Buch oft (wesentlich!) schneller veröffentlichen als bei einem traditionellen Verlag. Somit landet es viel zügiger in den Händen der Leser. Das ist aus vielerlei Gründen schön, macht es zudem einfacher auch auf aktuelle Themen zu reagieren.
- Höhere Tantiemen: Du erhältst einen größeren Anteil der Einnahmen aus dem Verkauf deines Buches, da du nicht einen Großteil an den Verlag abgeben musst. Klingt doch gut, oder? Ich muss allerdings einschieben, dass du das Buch ja auch selbst verkaufen musst und das kann auch total in die Hose gehen. Ich will dir keine Angst machen, bei Verlagen kann es definitiv genauso in die Hose gehen. Aber gelegentlich klingt es sehr verlockend z.B. 6 Euro pro Buch, statt 1 Euro pro Buch (durchaus übliche Tantieme in Verlagen) zu erhalten, aber so leicht ist es eben nicht, Bücher zu verkaufen.
Nachteile von Selfpublishing:
- Mehr Verantwortung: Du bist nicht nur Autor, sondern auch Verleger, Marketing-Manager und Vertriebsleiter in Personalunion. Das kann ganz schön anstrengend sein! Ich habe mal ein TikTok über meine ganzen Identitäten gemacht. Und das sind nur die als Autorin, nicht die als Kursleiterin und „Course Creator“ (klingt auf Englisch irgendwie besser).
- Kosten: Du musst für alle anfallenden Kosten aufkommen, wie zum Beispiel für Lektorat, Cover-Design und eventuelle Druckkosten. Du trägst also volles Risiko und im heuten Verlagsmarkt kann das teuer werden, wenn man sich selbst weder mit Lektorat noch mit Cover-Design auskennt.
- Vermarktung: Ohne Verlag im Rücken musst du selbst für die Vermarktung deines Buches sorgen – und das ist oft leichter gesagt als getan. Aber es gibt viele erfolgreiche Selfpublisher, die auch finanziell sehr gut dastehen! Ich will dich nicht abschrecken, aber keine unrealistischen Erwartungen erzeugen.
Vorteile des traditionellen Verlagswesens:
- Professionelle Unterstützung: Ein Verlag bringt nicht nur Erfahrung, sondern auch ein Team von Profis mit, die sich um Lektorat, Design, Druck und Vermarktung kümmern. Das wird auch bezahlt. Puh. Dazu unten mehr.
- Kredibilität: Ein Buch, das von einem renommierten Verlag veröffentlicht wurde, genießt oft einen höheren Stellenwert in der Literaturwelt und bei Buchhändlern. Das ist häufig immer noch so, würde ich sagen, dennoch hat sich unheimlich viel geändert in den letzten Jahren. Selfpublisherinnen wie Marah Woolf schreiben anspruchsvolle Fantasy-Literatur und schaffen es auch auf die Bestsellerliste, weil auch die Buchhändler Marah Woolf lieben. Mich freut so ein Erfolg ganz besonders.
- Keine Kosten: Der Verlag übernimmt in der Regel alle anfallenden Kosten für die Produktion und Vermarktung deines Buches. Das ist schön. Der Verlag lässt sich auf das Risiko ein, dass das Buch floppt. Er zahlt dir normalerweise zudem einen Vorschuss und du kannst dich zurücklehnen (nunja, nicht so wirklich, aber du musst eben nicht blechen).
- Im Buchhandel findet man überwiegend Verlagsbücher. Wenn dir eine Präsenz im stationären Buchhandel wichtig ist, ist der traditionelle Verlag der „einfacherer“ Weg. Es gibt natürlich Ausnahmen und einige Selfpublisher sind auch im Buchhandel sehr erfolgreich, aber eben nur sehr wenige.
Nachteile des traditionellen Verlagswesens:
- Geringere Tantiemen: Du erhältst einen kleineren Anteil der Einnahmen aus dem Verkauf deines Buches, da der Verlag seinen Anteil einbehält. Bei einem Taschenbuch kommen vielleicht 1 Euro oder weniger bei dir an, nur zur groben Einschätzung.
- Weniger Kontrolle: Du gibst einen Teil der kreativen Kontrolle an den Verlag ab, der möglicherweise Änderungen an deinem Buch vornimmt. Verlage haben teilweise auch Vorgaben und Erwartungen, lassen Autorinnen Bücher umschreiben – oder nehmen sie eben gar nicht erst an, wenn sie anderes anbieten als gewünscht.
- Verlage können einen fallen lassen: Hier hat sich viel geändert in den letzten Jahren. Viele Autoren schreiben für unterschiedliche Verlage – deshalb ist die Bindung zwischen Autor und Verlag wesentlich „lockerer“. Wenn der Verlag „keine Lust“ mehr hat, setzt er schnell auf neue Autorinnen. Umgekehrt ist es auch nicht mehr so dramatisch, den Verlag zu wechseln, wenn man nicht happy ist. Aber man kann sich als Autorin nicht darauf verlassen, dass ein Verlag einem nach mehreren Flops noch die Treue hält. Da war die Geduld früher schon größer.
- Zeitaufwand: Der Weg zum Verlagsvertrag ist oft lang und steinig, und selbst nach Vertragsabschluss kann es noch eine Weile dauern, bis dein Buch im Handel ist. Wir reden hier auch mal von 2 bis 3 bis 4 Jahren. Alles schon passiert in meinem Umkreis.
Wie du dich für den richtigen Weg entscheidest, häng von deinen persönlichen Zielen und Vorlieben ab. Hast du vielleicht eine große Präsenz auf Social Media? Dann ist Selfpublishing wesentlich einfacher. Allerdings ist inzwischen auch bei Verlagen eine Präsenz auf Social Media gern gesehen, weil du viele Leser quasi mitbringst und somit das Verlagsrisiko senkst, in dich zu investieren. Aber ich kann dich beruhigen, immer noch kenne ich jede Menge Autoren ohne jede Social Media Präsenz. Um dir die Entscheidung zu erleichtern, haben ich hier noch einmal die wichtigsten Schritte für beide Weg zusammengefasst, damit du siehst, was auf dich zukommt.
Selfpublishing – die wichtigsten Schritte:
- Schreibe dein Buch: Ohne Manuskript kein Buch, also ran an die Tasten! 🔆Meinen kostenlosen Minikurs für Schriftsteller findest du hier.
- Lektorat und Korrektorat: Bearbeite dein Manuskript selbst oder suche dir einen professionellen Lektor, der dir dabei hilft. Artikel dazu auch hier.
- Gestalte das Buchcover und entwerfe Klappentext: Entweder du bist selbst kreativ oder du beauftragst einen Designer. Ein Video zum Thema gibt es hier.
- Formatierung: Achte darauf, dass dein Buch in den gängigen eBook-Formaten verfügbar ist (z.B. ePub, mobi).
- Wähle eine Selfpublishing-Plattform: Entscheide dich für eine Plattform wie Amazon KDP, Tolino Media oder BookRix, um dein Buch zu veröffentlichen.
- Vermarkte dein Buch: Nutze Social Media, Newsletter, Podcasts und andere Kanäle, um auf dein Buch aufmerksam zu machen. Das klingt einfach, ist aber ein dauerhafter Prozess. Autoren werden allerdings auch in Verlagen in das Marketing eingebunden und es wird teilweise einiges erwartet.
Traditionelles Verlagswesen – die wichtigsten Schritte:
- Schreibe dein Buch: Genau wie beim Selfpublishing beginnt alles mit deinem Manuskript. 🔆Meinen kostenlosen Minikurs für Schriftsteller findest du hier.
- Exposé und Leseprobe: Erstelle ein ansprechendes Exposé und eine aussagekräftige Leseprobe, um potenzielle Verlage von deinem Projekt zu überzeugen. Mehr Infos dazu in dieser Artikelserie. Hier findest du das Starterpaket für Autoren und meine (kostenlose) Masterclass oder meinen Kurs.
- Recherche und Kontakt: Finde passende Verlage und kontaktiere sie mit deinem Exposé und der Leseprobe. Lies dazu meinen Artikel über Genre.
- Geduld haben: Warte auf eine Rückmeldung der Verlage und sei nicht entmutigt, wenn es Absagen hagelt – das gehört dazu! Mehr zu Absagen findest du hier.
- Vertragsverhandlung: Hat ein Verlag Interesse, geht es an die Vertragsverhandlungen. Hierbei kann ein Literaturagent hilfreich sein. Dazu gebe ich viele Infos in meinem Kurs.
- Zusammenarbeit: Arbeite eng mit dem Verlag zusammen, um dein Buch fertigzustellen und zu vermarkten. Dazu gehört heute auch immer mehr, dass erwartet wird, dass du bei der Vermarktung mitwirkst.
Hier findest du meine kostenloses Masterclass zur Verlagssuche und hier das Starterpaket für die Verlagssuche.
Fazit:
Ob Selfpublishing oder traditionelles Verlagswesen – beide Wege haben Vor- und Nachteile. Und es gibt viele Hybridautoren (so wie ich!), die beide Wege für verschiedene Bücher nutzen. Letztendlich kommt es darauf an, welche Ziele du verfolgst und wie viel Kontrolle und Verantwortung du selbst übernehmen möchtest.
Wähle den Weg, der am besten zu dir passt und gib alles, um deinen Traum vom eigenen Buch zu verwirklichen. Viele Leute sagen, dass es unwahrscheinlich ist, dass du es schaffst. Ich würde sagen, dass das nicht stimmt. Aber man muss einen sehr langen Atem haben häufig. Ich wünsche dir ganz viel Erfolg. Und sag mir Bescheid, wenn es geklappt hat, interessiert mich wirklich und dann fühle ich mich auch besser, weil ich denke, dass der Blog tatsächlich gelesen wird (und die Videos auf meinem Kanal angeschaut)
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