Mit Clustering oder Clustern ist es wie mit der Meditation: von beidem habe ich mich jahrelang ferngehalten wie von einer üblen Krankheit. Als ich Clustering (und Meditation, aber das an anderer Stelle) dann endlich ausprobierte habe, hätte ich mich ohrfeigen können: Ich hätte alles so viel einfacher haben können. Es dauert fünf Minuten, es einmal auszuprobieren. Wartet nicht jahrelang.
Wenn die rechte und die linke Gehirnhälfte zusammenarbeiten, wird das Ergebnis besser. Beide Hälften zu aktivieren ist nicht schwer: Sobald ich etwas zeichne, egal wie simpel und Verbindungen herstelle, statt nur Begriffe sortiert auf das Papier zu schreiben, stellen sich Assoziationen viel einfacher ein, weil mein Gehirn „denkt“: Hey, diesem Kuddelmuddel kann sogar ich was beisteuern. Einfach mal heraus damit! Und zack! Haben wir eine geniale Idee. Oder eine schwachsinnige Idee, aber das Risiko muss man eingehen. Wir müssen unser Gehirn sozusagen überreden für uns zu arbeiten und uns nicht zu hemmen. Das kann Clustering.
Besseres Brainstorming mit Clustering
Clustering ist die Bezeichnung für das Verfahren zum Brainstorming, das extrem hilfreich beim Schreiben von kreativen und Sachtexten gleichermaßen sein kann. Mithilfe des Clusterings kann man zum Beispiel das Thema seines Textes „clustern“, eine bestimmte Szene oder Eigenschaften von Figuren. Ich finde es, da ich hauptsächlich am Computer schreibe, auch befreiend gelegentlich Inhalte aufs Papier zu bringen, raus aus der Maschine sozusagen. Ich weiß noch, wie enttäuscht ich war, als ich zum ersten Mal hörte, was hinter den eindrucksvollen Begriffen Clustering oder Clustern und Mindmapping stand (das letztere ist etwas strukturierter, mehr Infos dazu etwa hier. Beim Schreiben benutze ich persönlich Clustering). Irgendwie hatte ich mir eine magische Technik versprochen, die alle Probleme lösen würde und dann das: Man schreibt Worte, malt Kringel und schreibt mehr Worte — und das soll mir irgendetwas bringen?
Ja. Das tut es! Wie so oft kann etwas sehr einfaches, große Effekte haben. Clustern wurde von Gabriele L. Rico entwickelt oder zumindest in eine Systematik gebracht. Wer ein wenig mehr über die Hintergründe wissen möchte, finde sie hier oder in dem Buch „Garantiert schreiben lernen“.
So probiert ihr es aus:
1) Ich schreibe z.B. ein Thema in die Mitte und male einen Kreis darum.
2) Dann schreibe ich daneben, darüber, irgendwohin, das nächste Wort, dass mir einfällt zum Thema. Irgendetwas, gar nich lange nachdenken und weiter geht’s. Es geht darum, eine Assoziationskette festzuhalten und gerade nicht den Kritiker eingreifen zu lassen, der sagt: „Häää, was hatte das denn bitteschön miteinander zu tun“. Das ist egal! Einfach weitermachen!
3) Falls du stockst, schau, was du bisher geschrieben hast. Vielleicht kannst du neue Verbindungslinien einzeichnen, einzelne Kreise verstärken und als Ausgangspunkt nehmen. Nach fünf Minuten aufhören.
Du kannst aus diesem Cluster direkt eine kleine Vignette schreiben, also einen kurzen Text, in dem du die Verbindungen mit ein paar mehr Worten niederschreibst.
Für Szenen kann man auch wunderbar ein Doppelcluster verwenden. Zum Beispiel stellt man zwei Personen in die gleiche Szene und entwickelt daraus deren Gedanken während der Szene.
Klingt fast zu simpel? Viele Autoren schwören drauf. Ich versuche, sobald ich einen Widerstand spüre, bevor ich losschreibe, eine Szene kurz zu clustern mit allen Elementen, die ich schon kenne. Dann schreibt sich die Szene leichter, weil die Elemente präsenter sind und es ergeben sich neue Themen und Motive.
Hier ist ein kleines Beispielcluster von gestern:
Ihre seht: Ich habe mir noch nicht mal die Zeit genommen, alles zu umkreisen, weil ich so hektisch geschrieben habe! Ich will damit sagen: Nutzt die Technik so, wie sie euch hilft. Regeln beim Clustern sind nicht starr.
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