Warum Snowflake?
Ich bin ein großer Blake Snyder-Fan, wenn es um Plot geht. Allerdings fühlen sich Anfänger teilweise von den vielen „Beats“ überfordert. Die Schneeflockenmethode funktioniert etwas anders und ist sehr organisch. Gerade, wenn man seinen ersten Roman plottet, ist diese Methode manchmal besser geeignet, weil sie leicht verständlich und sehr unkompliziert ist. Man wird anhand von Fragen durch den Plot geführt und fast unmerklich hat man danach ein Gerüst. Wenn du dich noch weiter mit dem Plotten beschäftigen möchtest, dann lies im Anschluss auch den Beitrag zum Plotten mit Blake Snyder. Und natürlich kannst du immer in meine Schreibkurse kommen.
Für das Plotten mit der Schneeflockenmethode kannst du hier ein Arbeitsblatt herunterladen, das du einfach ausfüllen kannst! Für alle Nutzer von Scrivener habe ich eine Vorlage direkt in Scrivener erstellt — ja, ich habe beim NaNoWriMo etwas prokrastiniert … Alles in der Download-Bibiliothek.
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Der Erfinder Randy Ingermanson, ist ein US-amerikanischer Autor und Softwareingenieur. Er besitzt auch hat eine tolle Webseite, auf der er seine Methode auf Englisch vorstellt. Auch sein Buch lohnt sich zu lesen (allerdings nur auf Englisch erhältlich, soweit ich weiß), denn er beschreibt die Probleme mit dem Plot vieler Autorinnen mit Humor. Mit der Methode erarbeitet man Geschichte von einem Satz, über einen Absatz von fünf Sätzen bis zum vollständigen Roman. Letzlich ist es eine gute Methode zum Ausprobieren, am Schluss hat jede Autorin auf Dauer wahrscheinlich ihre eigene Methode — meine unterliegt einem steten Wandel und ich nutze eher eine Mischung aus Blake Snyder, Indexkarten, ein Schuss Dan Wells und ein bisschen „Einfach-Schreiben“.
Die Vorteile der Schneeflockenmethode
Nur ganz kurz die Vorteile der Methode, wie ich sie sehe.
- Struktur: Die Methode bietet eine klare Struktur, die dir hilft, deine Ideen systematisch zu entwickeln.
- Flexibilität: Sie ist anpassungsfähig und lässt sich auf verschiedene Genres und Schreibstile anwenden.
- Einfachheit: Die Schneeflockenmethode nimmt die Komplexität weg und die Überforderung. Du denkst in kleinen Schritten, die sich immer weiter entfalten.
- Kreativität: Sie fördert die Kreativität, indem sie dich ermutigt, über Charaktere, Konflikte und Handlungsstränge nachzudenken.
- Motivation: Du kannst deine Fortschritte sehen, verlierst erst einmal nicht den Überblick und versinkst in Details. Sehr wichtig am Anfang, den viele Erstautoren scheitern an, nenne wir es mal, Verwirrung.
Und so funktioniert das Plotten nach der Snowflake-Methode
- Schreibe eine Ein-Satz-Zusammenfassung deines Romans. Das entspricht in etwa der Logline bei Blake Snyder, sollte ungefährt 15 Wörter lang sein. Für die Logline gebe ich übrigens viele Beispiele in meinem Schreibkurs, den du hier findest. Nutze keine Charakternamen, sondern eher Personen und Adjektive. Schau dir die Loglines von Filmen auf Filmplakaten an. Randy sagt, dass das nicht mehr als eine Stunde dauern sollte. Du hast wahrscheinlich schon Ideen, vielleicht ein paar Fragmente, konzentriere dich darauf, die Elemente der Logline zusammenzustellen, also die Hauptperson, ihr Ziel, die Widerstände und worum es geht zusammenzufassen.
- Entwickle aus diesem einen Satz einen Absatz. Darin sollten die drei größten Katastrophen und das Ende der Geschichte enthalten sein. Jede Katastrophe nimmt ein Viertel des Buches ein, das Ende ist das letzte Viertel. Achte darauf, dass insbesondere die letzteren Katastrophen vom Helden selbst verursacht werden, der versucht, etwas in Ordnung zu bringen. Ideal sind nach Ingermanson hierzu fünf Sätze.
- Jetzt, da du den groben Überblick hast, konzentrierst du dich auf deine Hauptfiguren und entwickelst für jeden eine sogenannte Storyline. Diese enthält:
- Name
- Ein-Satz-Zusammenfassung der Entwicklung (Storyline) des Charakters
- Motivation (allgemein)
- Ziele und Konflikte. Was tragen sie zur Handlung bei?
- Hindernis, um das Ziel zu erreichen
- Wie verändert er sich, was lernt er?
- Eine Ein-Absatz-Zusammenfassung der Entwicklung des Charakters. Du findest all diese Punkte auch in der fertigen Scrivener-Vorlage oder dem Arbeitsblatt, beides kannst du hier herunterladen
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- Jetzt hast du einen Überblick und ein paar Stunden oder Tage daran gearbeitet. Das ist gut! Lieber länger jetzt, als später Hunderte von Seiten löschen! Jetzt kannst du deinen Absatz weiterentwickeln, Szenen hinzufügen, von dem Kernkonzept weiter ausgehen. Denn jetzt weißt du, worum es geht und kannst dich immer wieder auf die Hauptgeschichte zurückbesinnen. Jeder Absatz, außer der letzte, endet in einem Wendepunkt/einer Katastrophe.
- Schreib jetzt eine einseitige Beschreibung für jeden deiner Hauptcharaktere. Erzähle die Geschichte dabei jeweils aus Sicht des jeweiligen Charakters.
- Jetzt geht es daran in der nächsten Woche (aber du kannst dir deinen eigenen Zeitplan machen) aus der einseitigen Plotübersicht eine vierseitige Übersicht zu machen.
- Nun geht es nochmal an die Charakterbeschreibung. Ingermanson rät, vollständige Charakterblätter zu entwickeln. Dazu gehört alles, was es über den jeweiligen Charakter zu wissen gibt. Ich mache das nicht immer und dennoch stelle ich fest, falls ich es machte, ist es großartig. Denn umso mehr ich über die Person weiß, umso leichter schreibt sich alles, weil die ganzen Infos dann im Laufe der Geschichte einfließen. Es schreibt sich dann einfach alles viel leichter!
- Was ist das innere Bedürfnis oder der Wunsch deines Charakters, das/den er/sie möglicherweise noch nicht erkannt hat?
- Was ist die größte Angst oder Schwäche und wie kann sie im Laufe der Geschichte überwunden werden?
- Welche äußeren Ziele verfolgt deine Person und wie hängen sie mit ihren inneren Bedürfnissen zusammen?
- Gibt es ein Dilemma, mit dem sich der Charakter auseinandersetzen muss?
- Welche Veränderungen durchläuft der Charakter im Laufe der Geschichte, und wie spiegeln diese Veränderungen seine/ihre persönliche Entwicklung wider?
- Wie interagiert dein Charakter mit anderen Figuren in der Geschichte?
- Gibt es besondere Fähigkeiten oder Talente, die dein Charakter besitzt, und wie werden sie im Verlauf der Geschichte eingesetzt oder entwickelt?
- Was ist die größte Herausforderung oder Prüfung, der sich dein Charakter stellen muss, und wie wird diese Herausforderung sein/ihr wahres Selbst enthüllen?
- Erstelle nun eine Szenenliste mithilfe der vierseitigen Zusammenfassung. Schreibe die Szenen auf, die du brauchst. Ich habe dazu in der Vergangenheit einfach Google Docs benutzt, als ich mein Buch mit meiner Co-Autorin Stefanie Hasse geplant habe, die Time Travel Academy (Zeitreiseroman ab 10). Du kannst in so einer Übersicht auch Dialoge einfügen, Beschreibungen und die Konflikte, die passieren. In meinem Scrivener Dokument, was ich normalerweise nutze, passiert das auf den Indexkarten. Aber egal wie, danach solltest du 40-60 Szenen haben mit Beschreibungen. Ich habe meiste weniger und einige entstehen erst beim Schreiben, wenn ich ehrlich bin (und wenn ich NICHT mit anderen gemeinsam schreibe).
- Nun kannst du laut Ingermanson eine erzählende Zusammenfassung des gesamten Buches anfertigen. Ganz ehrlich, das ist mir persönlich zu aufwendig, auch wenn Leute wie James Patterson das wohl machen (oder gemacht haben), habe ich in seiner Masterclass gelernt.
- Verwandle die erweiterten Szenenbeschreibungen in Prosa und schreibe den Roman. Während dieses Prozesses kannst du natürlich weitere Anpassungen und Überarbeitungen vornehmen, um deine Geschichte zu perfektionieren. Bei mir ist am Schluss immer alles anders, als ursprünglich geplant, da ist jeder anders.
Wie ist es bei dir: Wie plottest du? Plottest du überhaupt? Und wie gefällt dir die Schneeflockenmethode? Schreib es gern in die Kommentare.
Krista Posch
Klasse Tipps! Die SchneeflockenMethode werde ich anwenden! Habe Chansontexte geschrieben und fange nun mit Kurzgeschichten an. Mal sehen, wohin mich das führt.