Ich würde behaupten, dass jeder, der schon einmal versucht hat, seinen Roman oder eine Geschichte traditionell zu veröffentlichen, auch eine Absage vom Verlag bekommen hat. Jeder. Ich eingeschlossen. In diesem Artikel geht es darum, wie du Absagen vom Verlag lesen und was du aus ihnen lernen kannst. Außerdem zeige ich dir einige Beispiele meiner persönlichen Absagen. Viele sind aus meiner Zeit in den USA. Ich habe dort (erfolglos) versucht, eine New Yorker Agentur für mein erstes (mehr oder weniger) literarisches Werk zu begeistern. Das ist mir damals nicht gelungen. Die Kurzgeschichte wurde später jedoch noch in einem Wettbewerb mit einem Preis geehrt. So kann es gehen.
Es gibt durchaus Absagen von Verlagen, die ein Kompliment darstellen und ermutigen können. Die Verlagsabsagen in diesem Artikel sind lange nicht alle, die ich bisher bekommen habe. Ich besitze ziemlich viele! Also vor allem: Lass dich nicht entmutigen. Das ist manchmal einfacher gesagt als getan. Aber viele erfolgreiche Autoren haben zahlreiche Ablehnungen hinter sich, auch erfolgreiche Bestseller-Autoren wie …
Sebastian Fitzek während der Autorenrunde
Als Beispiel muss ich einfach Sebastian Fitzek anführen. Während der letzten Autorenrunde in Leipzig hat er eine witzige, ironische und motivierende Rede darüber gehalten, wie er lange Zeit mit seinen Romanideen und Entwürfen abgelehnt wurde. (Ich hatte ihn noch nie live gesehen und habe danach verstanden, warum seine Lesungen so populär sind.) Er erzählte, wie insbesondere ein Agent ihm immer wieder sagte, wie fehlerhaft sein Manuskript wäre, wie unpassend die Perspektive, der amerikanische Schauplatz ungünstig etc. Allerdings hat sich der Agent dafür viel Zeit genommen und Sebastian ist ihm bis heute dankbar.
Denn das erkennt man häufig erst im Rückblick: Der Agent hatte ja gar nichts davon! Er hat ihm wirklich seine Zeit und Meinung geschenkt. Sebastian hat die Ratschläge angenommen, umgesetzt und so lang weitergemacht, bis man ihn irgendwann nicht mehr ablehnen konnte. Natürlich, ein wenig Glück gehört immer dazu. Aber ganz ehrlich, du musst dem Glück auch erstmal eine Chance geben! Das hat er gemacht. Und ja, auch danach war der Karriereweg nicht eine Steilkurve nach oben, sondern weiterhin wie ein Herzschlag mit Auf und Abs. Aber im Ergebnis ist er heute wahnsinnig erfolgreich in seinem Genre!
Verlage sind kein absolutes Gericht
Ganz wichtig: Bei der Verlagssuche vergisst man schnell, dass Verlage nicht ein hohes, absolutes Gericht darstellen, sondern eine persönliche Meinung. Das erkläre ich auch den Teilnehmern meines Onlinekurses zur Verlagssuche, den du hier abrufen kannst. Die Lektorate haben eine geradezu überhöhte Macht über die Gefühle der abgelehnten Autoren, die sie nie haben wollten! Aber sie bekommen so viele Angebote und die Manuskripte sind seitens der Autoren mit so vielen Gefühlen verbunden, dass es leider passiert, dass sie Autoren von der Absage vom Verlag sehr persönlich berührt und verletzt sind.
Irgendjemand hat dein Manuskript gelesen und nicht gemocht oder es sehr gern gemocht, aber dafür keinen Platz im Verlag gesehen. Das ist der Grund für eine Absage. Ein persönliches Empfinden und eine Einschätzung. Hättest du in der Schule beschlossen, dass du gern Verleger werden möchtest oder Lektor in einem Verlag, wärst du vielleicht die Person, die entscheidet, ob das Manuskript ins Verlagsprogramm passt. Diese Entscheidung ist also völlig subjektiv. Deshalb sollte man sich davon nicht gleich entmutigen lassen, wenn man viele Absagen bekommt. Gleichzeitig sollte man sehr genau hinschauen, wenn man das Privileg hat, eine persönliche Absage zu erhalten. Und als persönlich gilt jeder Kommentar, der über den „Formbrief“ hinausgeht.
Vermeidbare Fehler
Du solltest auf jeden Fall verhindern, dass Dinge, die eigentlich nichts mit der inhaltlichen Qualität deines Romans oder Buchs zu tun haben, verhindern, dass dein Roman überhaupt näher angeschaut wird. Sie dir dazu den Artikel hier und hier an. Beispiele für Exposés findest du auch in der Bibliothek kostenlos zum Herunterladen. Rechtschreibfehler, merkwürdige, schlecht komponierte Exposés, unleserliche Schriften, grammatikalische Schlampigkeit: Denke an den überarbeiteten, müden Lektor oder Agenten, der gerade dein Manuskript lesen soll! Mache es ihnen so einfach wie möglich. Gib ihnen keinen Grund, dein Manuskript zur Seite zu legen und lieber das professionell formatierte zur Hand zu nehmen, das daneben liegt.
Absagen vom Verlag können wundervoll sein
Absagen können wundervoll sein. Ich meine das nicht ironisch. Aber es ist doch so: Wenn man schreibt, bekommt man viele Absagen. Diejenigen, die später Romane, Geschichten, Gedichte oder Was-auch-immer veröffentlichen, sind diejenigen, die weitergemacht haben, trotz Absagen. Ablehnungen sind ein notwendiger Teil auf dem Weg zur Veröffentlichung. Ich würde sogar sagen, heute, wo man durch Selfpublishing sehr einfach veröffentlichen kann, wäre die ein oder andere Ablehnung für einen Autor durchaus von Vorteil. Nein, ich meine nicht, dass er nicht selbst veröffentlichen sollte, aber sobald man veröffentlicht, gerade wenn man selbst veröffentlicht, kommt Marketing dazu und viele andere Themen gewinnen an Relevanz. Teilweise geht der Fokus zu schnell vom Schreiben hin zu anderen Dingen, was doch sehr schade ist.
Was für Art von Absagen vom Verlag gibt es?
Es gibt den Formbrief, also eine standardisierte Absage und die persönliche Absage. Wesentlich häufiger ist der Formbrief.
Die Standardabsage oder der Formbrief
Der Formbrief kommt in verschiedenen Formen (Achtung: Wortspiel!), heute meist per E-Mail. Entweder steht dort als Anrede „Lieber Schriftsteller“, „Sehr geehrte Damen und Herren“ oder ähnliches, oder der Name wurde eingesetzt.
Auch wenn der Brief sehr höflich formuliert ist, „Wir sind dankbar, dass wir Ihre Arbeit lesen durften, aber der Titel passt leider gerade nicht ins Verlagsprogramm“, ist klar: Jeder Einsender bekommt hier die gleiche Absage. Das ist verständlich, weil die Verlage oder Agenten wirklich keine detaillierten Absagen verschicken können, bei der Menge an Einsendungen, die es zu bewältigen gibt. Standardphrasen sind etwa:
- passt nicht in unser Programm
- nicht geeignet für uns
Es gibt nicht viel zu lernen von so einem Ablehnungsschreiben.
Das persönliche Ablehnungsschreiben
Wenn ein literarischer Agent oder ein Verlag sich die Mühe gemacht hat, dir eine kommentierte Ablehnung zu schicken, kann ich nur sagen: Herzlichen Glückwunsch!
Denn hier sieht jemand offensichtlich Potential und hat sich Zeit für dich genommen! Natürlich ist das Kritik an deiner Arbeit, aber genau für die solltest du dankbar sein. Du kannst in dem Fall sogar eine kurze Notiz zurückschicken und dich für den Kommentar und die Zeit, die sich diejenige oder derjenige gemacht hat, bedanken.
Aus dieser Ablehnung kannst du wirklich etwas lernen. Du solltest genau hinschauen, was die Anmerkungen waren. Wiederholen sie sich vielleicht sogar bei verschiedenen Ablehnungen? Ist die Ablehnung vielleicht so ausführlich, dass du sogar nachfragen kannst, ob du ein neues Manuskript schicken dürftest oder ähnliches? Kannst du vielleicht sogar Kritikpunkte nachvollziehen und ändern, bevor du dein Manuskript zu einem anderen Verlag einschickst? Natürlich solltest du nicht alles ändern, weil eine Person etwas bemängelt hat. Aber wenn die Kritik bei dir auf Resonanzboden fällt, dann kannst du sie auf jeden Fall umsetzen.
Eine Einladung zur Wiedervorlage
Es gibt Verlage und Zeitschriften, die schreiben im Formbrief: Sie können erneut etwas zuschicken, oder „denken Sie bei Ihrem nächsten Projekt an uns“. Allerdings passiert das äußert selten. Normalerweise bedeutet diese kurze Formulierung wirklich, dass der Eindruck insgesamt ein positiver war und du dein nächstes Projekt wieder zuschicken solltest. Das ist eine sehr positive Antwort!
Warum werde ich überhaupt abgelehnt, wenn der Eindruck positiv war?
Die Gründe können ganz pragmatisch sein: Das Buch passt wirklich nicht ins Programm. Bitte lies dazu den Artikel über Genre. Dies ist wirklich ein ganz entscheidender Punkt für Verlage. Oder sie haben gerade ein sehr ähnliches Buch im Programm. Oder es gefällt eben ganz gut, aber nicht so richtig. Das ist eine sehr persönliche Meinung und dein Buch kann einem anderen Lektor durchaus gefallen!
So, und nun wie versprochen noch eine weitere Auswahl an Absagen. Ich habe sie insbesondere für eine Kurzgeschichte bekommen, die ich veröffentlichen wollte, als ich eigentlich noch nicht viel vorzuweisen hatte. Und was soll ich sagen. Sogar jemand mit so vielen Absagen hat es geschafft, eine reizende Literaturagentin für sich zu gewinnen, Verlagsverträge und, am allerwichtigsten, Leser. Es hat nur ein paar Jahre gedauert.
Wie du genau bei der Verlagssuche vorgehen kannst, wenn du es ernsthaft angehen willst, lernst du übrigens hier hier in meinem Onlinekurs. Mithilfe der Informationen haben schon einige Teilnehmer einen Verlag gefunden, was mich wirklich riesig freut!
Du suchst eine Agentur? Eine umfangreiche Liste mit Agenturen findest du übrigens in meiner Bibliothek kostenlos zum Download.
- Um den Weg zur Zusage etwas weniger steinig zu machen, findest du gaaaanz viele Informationen zur Verlagssuche in meiner kostenlosen Masterclass oder in meinem ausführlichen Online-Kurs mit Interviews mit Experten und vielem mehr. Hier ist auch noch einmal der Link zum Starterpaket. Dort kannst du die Original-Exposés zu meiner romantischen Komödie Liebe kann man nicht googeln und Leda und Silas: Regenbogenzeit herunterladen, Agenturliste und noch mehr. Ich habe die Exposé nicht extra aufgehübscht, sondern sie sind so (auch mit allen Fehlern .-)), wie sie damals verschickt wurden. Aber ich finde es so wichtig, mal einen konkreten Eindruck zu bekommen.
Hier geht’s zum kostenlosen Download
Peter Hakenjos
Danke für den Blogbeitrag. Oh ja, alle, die sich bei Verlagen bewerben, haben schon Absagen bekommen. Allerdings ist es wohl so, dass kaum einer zu einem echten Lektor mit seinem Manuskriptangebot vordringt. Das Vorlektorat großer Verlage ist kostengünstig mit einer blutjungen Literaturstudentin im Praktikum besetzt, deren Aufgabe das Versenden von Absagen ist. Ich habe mir erlaubt, den Verlagen einen Schimmel (so hießen früher Briefvorlagen) zu verfassen und warte immer noch darauf, einmal meinen eigenen Schimmel in den Händen zu halten 😉 Hier der Link dazu: https://www.blogger.com/blogger.g?blogID=8000348972197086091#editor/target=post;postID=6888898934394008294;onPublishedMenu=allposts;onClosedMenu=allposts;postNum=9;src=postname
Sollte diesen Blogbeitrag besagte junge Literaturstudentin in die Hände bekommen, bitte, bitte, vergessen Sie mich nicht 🙂
Harry Wardlaw
Kann man die Standardabsage für sich ausnutzen?
Sylvia
Ich wünschte, ich würde manchmal überhaupt Absagen bekommen. Wenn die Frist von Agenturen verstreicht, ohne das man von ihnen eine Silbe gehört hat, ist das schon sehr frustrierend.
Julia
Ach Sylvia, ich kann es verstehen. Viele Verlage sind mit der Flut an Einsendungen schlicht überfordert, meist hört man aber schon etwas, manchmal eben nach 6 Monaten. Man kann durchaus aber, insbesondere bei kleineren Verlagen, nach zwei Monaten mal nachfragen. Ich wünsche dir viel Erfolg und Durchhaltevermögen.
Clara Naumann
Danke fuer die Info